NEWSLETTER September 2007
"Wenn es Krieg
gibt gehen wir in die Wüste"
NEWSLETTER September 2007
"Wenn es Krieg
gibt gehen wir in die Wüste"
Die Namibia
Wissenschaftliche Gesellschaft in Windhoek bot ihren Mitgliedern einen Ausflug
in die Namib Wüste an. Auf den Spuren der beiden deutschen Geologen, Henno
Martin und Hermann Korn, sollten wir erleben wie die Beiden im Zweiten Weltkrieg
in der Namib überlebt haben.
Kurz nach Ausbruch des
Zweiten Weltkrieges beschließen zwei deutsche Geologen in die Namib zu fliehen.
Sie hoffen, der Internierung deutschstämmiger Südwester (Namibier) in
südafrikanischen Lagern zu entfliehen. Zweieinhalb Jahre lang gelingt es den
Beiden, zusammen mit ihrem treuen Hund Otto, in einer harten und gnadenlosen
Umgebung unter primitivsten Umständen zu überleben. Ungewollte Faktoren zwingen
sie schließlich in die Zivilisation zurückzukehren.
Einige Jahrzehnte später
schrieb Henno Martin die Abenteuer, die er mit seinem Freund Hermann Korn erlebt
hat, in dem Buch "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“, nieder.
Welcher Namibia Liebhaber hat nicht die Geschichte mit Spannung und Begeisterung
gelesen und auch einmal die behelfsmäßige erste Wohnstätte am Rande des
Kuisebflusses im Namib Naukluft Park, während einer Namibiareise, besucht.
Wir fahren morgens von
Windhoek aus in Südwestlicher Richtung. Eine schmale Schotterstrasse führt uns
durch einsame Berglandschaft. Die Sonne steht in unserem Rücken und sanftes
Licht taucht die Berge und Hügel in warme Winterfarbtöne. Wir lassen uns Zeit
und genießen die ständig wechselnden Aussichten. Auf der steinigen, schmalen und
äußerst kurvenreichen Piste kann man ohnehin nur langsam fahren. Gegen Mittag
erreichen wir die Gästefarm, die auf einer Erhöhung am Rande der Namib gelegen
ist. Wir werden herzlich empfangen und treffen die anderen Teilnehmer. Auf der
luftigen Terrasse beim alten Farmhaus gibt es zum Mittagessen, nach gut
deutscher Art, Wienerwürstchen, kalten Wildbraten mit Kartoffel- und Kohlsalat.
Dann ist bis 15.00 Uhr Mittagsruhe, wie es auf jeder Farm in Namibia üblich ist.
Die zweite
Wohnstätte in der Namib
Am Nachmittag, nach dem
Verzehr von leckerem Kuchen und einer aromatischen Tasse Kaffee, brechen wir mit
dem Farmfahrzeug zu einer Rundfahrt auf. Auf holperigen Pisten werden wir
kräftig durchgeschüttelt. Die Luft ist trocken und heiß brennt die Sonne auf den
karg bewachsenen Wüstenboden. Schon der Gedanke daran, hier, ohne die
Annehmlichkeiten der Zivilisation, länger als ein bis zwei Tage überleben zu
müssen, lässt uns schaudern und die Achtung vor den Leistungen der beiden
Abenteurer steigert sich in offene Bewunderung. Nach einigen interessanten
Stopps erreichen wir die recht gut erhaltene, aus Natursteinen aufgeschichtete
Ruine der zweiten Wohnstätte von Henno Martin und Hermann Korn. An einen Hügel
gelehnt, verschmelzen die derben Mauern mit dem natürlichen Hintergrund.
Abgeteilte Räume und Unterstände für die Fahrzeuge sind noch gut erkennbar.
Grobe steinerne Bänke und eine Tischplatte sowie ein aus flachen Steinplatten
gebautes Reservoir für Wasservorräte lassen sich unschwer erkennen.
Ein paar hundert Meter
weiter blickt man einen senkrechten Abgrund hinab. Tief unten schlängelt sich
das Flussbett des Nausgomab durch tiefe Schluchten. Im Schatten der gewaltigen
Überhänge halten sich noch eine zeitlang einzelne Wassertümpel, nachdem der
Fluss schon lange abgelaufen und ausgetrocknet ist. Diese Wasserreserven halfen
den Geologen, hier, mitten in der niederschlagsfreien Wüste, zu überleben aber
sie mussten das Wasser in Behältern über steile Felswände nach oben zu ihrer
Behausung schleppen. Sie führten ein hartes, erbarmungsloses Einsiedlerleben
inmitten grandioser Naturlandschaft!
Wir haben es leicht, ein
Griff in die Kühlbox beschert uns eiskalte Getränke und wohl versorgt sitzen wir
auf den vor langer Zeit hierher geschleppten Steinblöcken und sinnen über die
Überlebensstrategien der beiden Wüstenbewohner nach.
Dritte
Wohnstätte und "das Affenloch“
Am folgenden Tag besuchen
wir auf einer benachbarten Farm den dritten Aufenthaltsort von Henno Martin und
Hermann Korn. Wiederum brennt die Sonne heiß auf uns nieder während wir zu Fuß
durch raues Gelände wandern. Es erwarten uns an eine Felswand angebaute
Mauerreste aus aufeinander geschichteten Steinplatten, die ehemals als
Unterstand für das Fahrzeug dienten. Unweit davon entfernt ragen zwei
freistehende Mauern empor. Dies war das bescheidene Wohnhaus, bevor eine
überraschende Sturzflut einen Teil der Behausung wegspülte. Die Geologen konnten
in letzter Minute in einer dramatischen Aktion all ihre Habseligkeiten vor den
plötzlich heranrauschenden Wassermassen retten. Weiter oben, in einer schattigen
Felsnische, die mit aufeinander geschichteten Steinen eingesäumt wurde, haben
die Abenteurer während der heißesten Stunden des Tages gehockt und Schutz vor
der sengenden Sonne gefunden. Woher haben die ihr Wasser bekommen, möchten wir
wissen. Zehn Minuten Fußmarsch entfernt befand sich damals eine periodische
Wasserstelle, die Henno Martin und Hermann Korn "das Affenloch“ nannten. Wir
besichtigen die Stelle und können uns gut vorstellen, dass die tiefe Mulde im
Schatten der Felsen lange Wasser gehalten haben muss. Verborgen unter den
tiefen, schattigen Felsüberhängen haben die Geologen gelegentlich auf Beutetiere
gelauert. Wenn sie Jagdglück hatten war die Freude überwältigend, doch allzu oft
zogen sie erfolglos und entmutigt mit knurrenden Mägen heimwärts.
Hier verlassen Joe und ich
die Gruppe, die mit den Fahrzeugen zur Besichtigung der ersten Wohnstätte von
Martin und Korn, in den Namib Naukluft Park, weiterfahren. Wir haben diese
Behausung schon häufig mit Freunden und Feriengästen besucht.
Otjimbingwe,
die einstige Hauptstadt Namibias und ihre Historischen Denkmäler
Stattdessen genießen wir
ganz einfach den Tag indem wir gemütlich auf einsamen Pisten in nordöstlicher
Richtung, ohne ein bestimmtes Ziel, dahinfahren. Wir erfreuen uns an den
Ausblicken und dem wechselnden Panorama. Spontan schlägt Joe vor, durch das Tal
am Swakop Trockenfluss entlang zu fahren. Er möchte mir Otjimbingwe zeigen,
welches heute weitab der bekannten Touristenpfade liegt. „Gut, fahren wir nach
Otjimbingwe“ stimme ich sogleich zu. Joe erklärt mir, dass Otjimbingwe vor gut
hundertfünfzig Jahren die Hauptstadt von Namibia war. Der Ort lag strategisch
günstig für Reisende und es gab dort eine gute, kräftig fließende Quelle. In der
Hererosprache bedeutet Otjimbingwe: „Wasser, welches den Betrachter erquickt“.
Über Grossbarmen fahren wir
zurück nach Windhoek.
Inzwischen ist es hier bei
uns auf der südlichen Erdhalbkugel Frühling geworden und Anfang Oktober haben
uns die unheiligen Eisheiligen noch mal so richtig mit Nachtfrost und mit
stürmischen Winden geplagt. Jedoch nun ist es wieder warm und wir sehen mit
großen Hoffnungen der kleinen Regenzeit entgegen.
Viel Spaß beim Lesen und
herzliche Grüsse
von Uschi und Joe |