NEWS LETTER September/Oktober 2002
Botswana Safari und Hwange National Park/ Zimbabwe
-Die Wettergötter müssen verrückt sein!-
Unsere Safari beginnt um 05h30 in Windhoek. Es ist noch dunkel und zu unserer
Überraschung zucken im Osten (unserer Reiserichtung) helle Blitze in die Nacht.
Kurz hinter Windhoek klatschen einzelne dicke Tropfen auf die Windschutzscheiben
unserer beiden Land Rover. Das trockene Gras duftet stark nach dem ersten Regen
dieser Saison. Die Schauer dauern jeweils nur zwei bis drei Minuten. Die meisten
Tropfen verdunsten bereits auf dem Weg zur Erde. Die dicken Wolken bescheren uns
angenehmes Reisewetter und phantastische Stimmungen. Nach dem Auftanken in
Gobabis halten wir an der Grenze. Die Formalitäten sind rasch erledigt. In
Botswana stehen ebenfalls schwere Gewitterwolken über Ghanzi und ein breiter
Regenvorhang zieht sich entlang dem Kalahari Wildpark. Die Tiere und die Natur
nehmen das lange entbehrte Nass dankbar auf. Wir fahren trocken vor den
schwarzen Wolken her und erreichen das staubige, heisse Maun.
Wir beziehen unsere vorbestellten Zelte im Sitatunga Camp und vor dem
Abendessen, im Restaurant, decken wir vorsichtshalber unsere Safariausrüstung
auf den Dachträgern und dem Anhänger ab. Wetterleuchten in allen
Himmelsrichtungen lässt uns skeptisch in die Runde blicken. Eigentlich sollte
es Ende September noch nicht regnen!? Am Campfeuer lauschen wir dem Gesang der
Nachtschwalben und dem Ruf der Zwergohreule und hören das quaken der Frösche
am nicht allzu entfernten Thamalakane Fluss. Nachts gewittert es ein wenig und
es fällt gleichmässiger Regen. Die Temperaturen werden erträglich. Am
folgenden Tag, bei bedecktem Himmel, tätigen wir die letzten Einkäufe für
unsere Safari, in Maun.
Am Mittag kommen weitere vier Safarigäste, per Flugzeug aus der Schweiz, an.
Nun sind wir komplett. Nachmittags werden die riesigen Krokodile auf der
Krok-Farm zum ersten Mal nach der Winterpause gefüttert. Es ist unheimlich und
beeindruckend wie die grossen Bestien die Fleischstücke herunter schlingen...
Nachts regnet es wieder und morgens erwartet uns frische, staubfreie Luft und
blauer Himmel zu unserer Fahrt in den Moremi Wildpark. Überall sehen wir
frische Elefantenspuren über die mit Regentropfen "frisch gefegten"
Sandpisten. Das erste Grün spriesst bereits.
Unsere Zelte errichten wir am Rande des Okavango Delta, wo wir uns fünf Tage
lang Früh- und Nachmittags auf Pirschfahrten begeben. Auf unseren Fahrten
entlang der Lagunen sehen wir Nilgänse, Witwenenten, Löffler,
Nimmersattstörche, Ibise und viele grosse Krokodile. Wir beobachten einen Waran
wie er mit viel Mühe eine Schnecke knackt und verspeist. Wasserböcke, Impalas,
Lechwes, Kudus und Zebras grasen friedlich, während ein Löwenpärchen in der
Nähe Hochzeit hält. Eine Herde mit über tausend schwarzen Büffeln trabt
grasend und prustend durchs Riedgras. Giraffen recken ihre langen Hälse nach
den frischen Blättern des Wurstbaumes und Akazien. Zwei männliche Löwen
gähnen gelangweilt im Schatten am Wegrand.
Eine Tagesfahrt mit dem Boot offenbart uns die landschaftlichen Schönheiten
des Okavango Deltas. Auf engen Kanälen, durch Papyrus und Schilf, vorbei an
weissen, rosa und lila Seerosen fahren wir gegen die Strömung bis zur Godigwe
Lagune. Unterwegs auf einer Sandbank nehmen wir ein erfrischendes Bad im klaren
Okavango Wasser. Immer wachsam in die Runde blickend, ob sich nicht von irgendwo
ein Krokodil nähert. Auf mit Wasserfeigen bewachsenen Buschinseln brüten
Reiher und Störche. Marabus im festlichen Brutgefieder werben um die Gunst
eines Partners oder schützen mit weit ausgebreiteten, grauen Flügeln bereits
ihre frischen Gelege vor der sengenden Oktobersonne. Immer wieder treffen wir in
den Kanälen auf Elefanten, die von einer Insel zur anderen ziehen und im warmen
Wasser Erfrischung suchen und an grünen Papyrusstengeln kauen.
Im rosa-orangen Abendlicht gleiten wir über die Xakanaxa Lagune. Der
Schilfrand spiegelt sich warmtönig im Wasser. Tief über dem stillen Wasser
gleiten Reiher, Kormorane und Störche zu ihren Schlafplätzen. Der Eisvogel
stösst ein letztes Mal ins Wasser, dann wird es still im Delta. Zaghaft
erklingt der liebliche Ruf der ersten Glockenfrösche und das Konzert der
winzigen Kerle steigert sich stetig zur Nachtsynphonie.
Das Khwai Flüsschen führt reichlich Wasser. Deshalb verbringen wir zwei
weitere Nächte in diesem Teil des Moremi Wildparks. Wir beobachten Flusspferde
im Wasser und am Ufer, beim grasen und rasten, aus nächster Nähe. Skeptisch
blicken die unförmigen Tiere zu uns herüber, lassen sich aber weiters nicht
vom klicken der Kameras stören. Wasserböcke und Lechwe Antilopen stehen bis zu
den Knien grasend im Sumpf. Elefantenherden ziehen lautlos durch den Mopanewald.
Grosse schwarze Hornraben stolzieren durchs gelbe Gras und Warzenschweine suhlen
sich im Matsch oder überqueren mit aufgestellten Schwänzen die Savanne.
Nachmittags ziehen dicke Wolken auf. In der Ferne grollt Donner und es zucken
grelle Blitze. Nicht schon wieder - es wird uns doch nicht erwischen? Aber das
Wetter zieht rasch und unaufhaltsam näher. Starke Windböen wirbeln Staub auf.
Schon klatschen dicke Tropfen auf die Windschutzscheiben - schnell zurück zu
unserem Camp. Der Wind legt die Zelte platt und wir retten unsere Bettrollen ins
trockene Fahrzeug - man weiss ja nie wie schlimm es noch kommt. Bei Rotwein und
Gin Tonics stehen wir unterm Küchenzelt und lauschen dem prasselnden Regen. Das
Abendessen köchelt heute auf dem Gaskocher und als der Regen bei Einbruch der
Nacht fast aufhört, sitzt man gerne am flackernden Campfeuer und trocknet
feucht gewordene T-Shirts und Shorts. In einer leichten Briese trocknen Zelte
und die Nylon Überdächer schnell und nach dem Abendessen und einigen Drinks
und Stories, können wir uns doch noch auf eine angenehme Nacht freuen.
Früh am Morgen heisst es unser Camp zusammen packen. Am Khwai Flugfeld
wartet eine einmotorige Cessna 610 auf uns. Eine Stunde lang fliegt der Pilot
uns über die Okavango Sümpfe, mit herrlichen Aussichten über das verzweigte
Kanal- und Lagunensystem. Wir sehen grosse Büffelherden, Zebras, Giraffen,
Elefanten und ein Hippo beim Landspaziergang. Ein Buschfeuer schickt schwarze
Rauchwolken gen Himmel und breitet sich über eine riesige Fläche aus.
Anschliessend fliegen mit dem gleichen Flugzeug zwei Teilnehmer zurück nach
Maun und weiter über Johannesburg zurück in die Schweiz.
Wir anderen setzen die Fahrt Richtung Savuti im Chobe National Park fort. Der
heftige Regen vom Vortag hat lehmige, schwarze Matschlöcher auf der Piste
hinterlassen und die Land Rover sind kurz hinter der weiten Mababe Ebene bis auf
Fensterhöhe mit zähem, schweren Lehm bespritzt und rutschen oft seitwärts
durch die grossen Matschrinnen.
In Savuti selber ist es trocken. Die ganze Nacht brüllen Hyänen und Löwen
in Campnähe, deshalb fahren wir frühmorgens gleich in diese Richtung. Am
Wasserloch treffen wir auf zwei Löwen Rudel. Die erste grössere Gruppe, hat
während der Nacht einen jungen Elefanten gefressen und zieht sich nun mit
vollen Bäuchen zur Tagesrast in den Busch zurück. Eine Schar Geier hat auf
diesen Augenblick gewartet und macht sich gierig, mit den grossen Flügeln
schlagend über die Aasreste her. Die zweite Löwengruppe, ein prächtiger
Mähnenlöwe mit sechs stattlichen Weibchen saufen ausgiebig am Wasserloch. In
der sanften Morgensonne können wir einmalige Aufnahmen schiessen. Anschliessend
kommen die Löwen auf unsere Fahrzeuge zu. Wir verhalten und ruhig. Ohne uns zu
beachten legen sie sich eine Weile nieder und trollen sich anschliessend
gemächlich in die Büsche. Ein herrliches Erlebnis...
An einer zweiten Wasserstelle, weit draussen in der Savuti Marsch, treffen
wir auf viele Elefantenherden und durstige Gnus. Wir beobachten das Gerangel um
die besten Plätze beim Trinken ausgiebig. Eine tolle Gelegenheit schöne Fotos
zu machen. Auf der weiten Savanne sehen wir Riesentrappen, Steinantilopen und
Schakale. Durch die frisch-grünen Akazienbüsche huschen Fuchsmangusten,
Perlhühner und Frankoline. In Campnähe hat ein Leopard ein Impala geschlagen
und in die Astgabel einer kleinen Akazie gehängt. Zum Tagesausklang stossen wir
noch mal auf eine faule Löwengruppe.
Abends bedeckt eine niedrig hängende Wolkendecke den Himmel aus der
urplötzlich ein krachendes Gewitter auf uns nieder tobt. Schnell sichern wir
die Verspannungen der Regendächer über den Zelten und werden dabei prompt
klatschnass. Die Götter müssen verrückt sein - so früh in der Saison solche
Regengüsse nieder zu senden. So plötzlich wie es begann, bricht der Regen ab
und im Nu sind die Zelte wieder trocken. Am Campfeuer essen wir zu Abend und
bewundern den Afrikanischen Sternenhimmel.
Am Rande der sandigen Piste auf der Fahrt nach Ihaha am Chobe Fluss, spiesst
überall frisches Grün. Die Mopane Blätter leuchten von rotbraun bis giftgrün
im Gegenlicht. Am Chobe Fluss sehen wir hunderte Büffel, Elefanten, Kudus, Puku
Sumpfantilopen, Flusspferde, Krokodile, Impalas, noch mehr faule Löwen und
viele Störche, Gänse sowie Schreiseeadler mit Jungtieren. Bei der
Nachmittagspirsch fahren wir auf eine dramatische Gewitterfront zu. Das
Abendlicht intensiviert die ohnehin prächtigen Farben. Der Wind bläst weisse
Staubfahnen am Caprivi Streifen entlang. Wir stehen mitten in einer riesigen
Büffelherde als ein Wolkenbruch auf über tausend schwarze Tierkörper nieder
geht. Kurz darauf fliegen hunderte von Scharlachspinte (Karminspinte) um unser
Auto und lassen sich auf den mit glitzernden Tropfen benetzten Büschen nieder.
Klaffschnabelstörche hocken auf kahlen Ästen und sehen bizarr aus gegen den
dramatischen Abendhimmel. Über Funk erfahren wir, dass im Camp, nur 12 KM
weiter, kein einiger Tropfen gefallen ist.
Noch einmal durchfahren wir eine grosse Büffelherde und treffen Giraffen und
Elefanten die zum Fluss ziehen. Im Camp nehmen wir einen Abschieds Sundowner von
der Wildnis und frühmorgens grasen Büffel nur wenige Meter von den Zelten am
Flussufer.
Die Gäste verbringen noch drei Tage in Victoria Falls. Bei einem Helikopter
Rundflug über die Victoria Wasserfälle und dem Zambesi National Park werden
zwei Nashörner gesichtet und als krönenden Abschluss, fliegt der Pilot durch
die tiefe Zambesi Schlucht mit spektakulären Aussichten. Mit Shopping und
Faulenzen am Swimmingpool gehen für drei Teilnehmer die Ferien zu ende.
Wir anderen fahren weiter zum Hwange National Park in Zimbabwe, wo wir noch
neun Tage mit Tierbeobachtung verbringen werden. Aufgrund der schwierigen
politischen Situation in Zimbabwe gehört uns der Park fast alleine. Nur selten
begegnen wir einem anderen Fahrzeug. Die einfachen Unterkünfte und
Campingplätze stehen leer. Das Camppersonal ist freundlich und hält die
Anlagen nach besten Möglichkeiten sauber. Wir verbringen herrliche Tage in der
Natur des Hwange National Parks. Auf unseren Pirschfahrten begegnen wir vielen
Elefantenherden und stossen immer wieder auf Gruppen von Büffeln, Giraffen,
Zebras, Kudus, Impalas, Pavianen und Warzenschweine. An vielen Pfannen wird
Wasser aus dem Boden gepumpt. Ausser einem Gewitter vor zwei Wochen, hat es seit
acht Monaten nicht mehr geregnet und der Wind weht heiss über das Land. Die
Tiere ziehen durstig zu den Wasserstellen und oft sitzen wir stundenlang an den
Wasserlöchern und beobachten das Kommen und Gehen. Raritäten wie Rappen- und
Pferdeantilopen und Riedböcke erfreuen uns besonders. Ebenso Vögel wie der
graue Schlangensperber, Dreifarben- und Rotbauchwürger, die Rotflügel- und
Ametistglanzstare, Weissflanken- und Paradiesschnäpper. Jedes Wasserloch
beheimatet ein Nilgänsepärchen, Stelzenläufer, Milane, Schreiseeadler. Ja
sogar Hippos (Flusspferde) und Krokodile teilen sich die kleinen matschigen
Tümpel. Wir beobachten wie sieben gigantische Krokodile einen jungen Elefanten
in einem Wasserkanal des Deka Flusses fressen. Immer wieder drehen sich die
Kroks wirbelnd im Wasser um Brocken von der Elefantenbeute abzureissen. Die
grossen Schädel mit den gefährlichen Zahnreihen ragen furchterregend aus dem
dunklen aufgewühlten Wasser.
Nach neun Tagen verlassen wir relaxed diesen wunderbar einsamen Park. Wir
sind uns einig, hierher müssen wir bald möglichst zurückkehren. Wo hat man
noch so viel Natur und Wildtiere ganz für sich alleine.
Bis zum November 2002, grüssen herzlichst
Uschi Kirchner - Exclusiv Safaris