Den März 2003 haben wir in Johannesburg/Südafrika verbracht. Obwohl das
Reiseinteresse aufgrund des Irakkrieges in dieser Saison extrem mager ausfällt,
gab es für mich doch einiges im Büro zu tun. Besonders für die Vorbereitung
der drei Monate dauernden "Across Africa Tour" ab Oktober 2004 mussten
noch viele Informationen eingeholt, geordnet und zu Papier gebracht werden.
Joe hatte auf der technischen Seite, mit Fahrzeugen, Trailer,
Safariausrüstung und rund ums Haus ebenfalls volles Programm bis Neuerungen und
Reparaturen weitgehend up-to-date waren.
Von Natur und Wildnis gibt es aus der Grossstadt relativ wenig zu berichten.
Trotzdem zählten wir im Garten über 30 verschiedene Vogelarten, die unseren
Futterplatz und die Tränke regelmässig besuchen und woran wir täglich viel
Freude haben. Ab und zu "verflog" sich ein grauer Lärmvogel (Grey
Lourie), durch die offene Glastüre ins Wohnzimmer, und tat sich an unserer
Obstschale gütlich. Besonders spektakulär war es mit anzusehen, als nach einem
Regenfall die Termiten aus Erdlöchern im Rasen ausflogen und Schwalben,
Schnäpper, Bülbüls und andere Insektenfresser im kreisenden Flugchaos die
Beute fingen.
Ende März rüsteten wir den Land Rover für die Durchquerung der Westlichen
Kalahari aus. Früher war dies ein sehr wildreiches Gebiet jedoch seit der
Eröffnung des Trans Kalahari Highway, der Johannesburg über Botswana mit
Walvis Bay an der Atlantikküste auf dem schnellsten Wege verbindet, sieht man
nur noch selten Wildtiere am Strassenrand.
Nun, unsere Fahrt führt uns viel weiter nach Westen durch Botswana, fast
schon an der Grenze zu Namibia entlang, gen Norden. Diese Strecke wird von
Touristen so gut wie nie befahren. Wir lassen die Orte Kang und Hukunsi mit den
letzten Tankstellen und Geschäften hinter uns und müssen schon bald den
Luftdruck unserer Reifen senken um im tiefen, roten Kalaharisand besser
vorwärts zu kommen. Die mit Gras und Büschen bewachsene Landschaft ist Park
ähnlich und Akazienbäume heben sich gegen den blauen Himmel ab. Gelegentlich
kommt man an grossen Pfannen vorbei, dass sind natürliche, lehmhaltige Senken,
die sich während der Regenzeit mit Wasser füllen und Wildtieren monatelang
einen Wasservorrat in der sonst trockenen Kalahari bereithalten. Dieses Jahr
sind aufgrund der spärlichen Regenfälle die Pfannen leer. Die Tiere ziehen
deshalb weiter südlich in den Kgalagadi Transfrontier Nationalpark und den
Mabuasehube Wildpark wo künstliche Wasserstellen zur Verfügung stehen.
Wir suchen uns einen Übernachtungsplatz. Eine uralte Düne, bewachsen mit
grossen Kameldornbäumen am Rande einer grossen Lehmpfanne, sieht einladend aus.
Wir bauen unser einfaches Buschcamp auf halber Höhe auf. Von hier haben wir
einen herrlichen Ausblick über die Pfanne an deren Rand über 200 Springböcke
im kurzen nahrhaften Gras äsen. Während wir das Abendessen bereiten kommen
fünf Strausse über den Dünenrand Richtung Pfanne stolziert. Die sonst so
aufmerksamen Tiere bemerken uns erst nach einer halben Stunde und flüchten
eilig.
Am Horizont geht orange leuchtend die Sonne unter und unser Feuerchen
flackert munter im milden Abendwind. Am Abendhimmel tauchen die ersten Sterne
auf. Wir geniessen die Stimmung und Einsamkeit beim Sundowner.
Beim Abendessen amüsieren wir uns über das Konzert der Nachtgeckos, dass an
Lautstärke immer noch anschwillt. Hier wohnen Tausende von diesen kleinen
Kerlchen und wir sind fasziniert, denn so viele haben wir noch nirgendwo
gehört.
Morgens quert ein Schakal nach nächtlichem Streifzug die Pfanne und
plötzlich laufen drei grosse Rote Kuhantilopen (Alcelaphus buselaphus)
ins gegenüber liegende Gebüsch. Vom Dünenrücken aus erblicken wir weit
draussen in der Kalahari ein einzelnes Gnu.
An einem anderen Morgen beobachten wir einen Singhabicht der direkt neben unserm
Fahrzeug eine Schlange fasst und damit auf einen nahen grossen Akazienast fliegt
um dort seine Beute in aller Ruhe Stück für Stück zu verspeisen. Das letzte
Drittel der Schlange wird in einem Stück hinuntergeschluckt wobei das
Schwanzende sich um den Kopf des Singhabichts wickelt der witzige Verrenkungen
unternimmt um seine Mahlzeit endlich ganz hinunterwürgen zu können. Des einen
Tod bedeutet das Überleben eines anderen. So lautet das unerbittliche Gesetz
der Wildnis.
In Joes Zuhause in Windhoek erwartet uns eine Überraschung. Durch eine
defekte Steckdose hatte der Kühl- und Gefrierschrank wochenlang keinen Strom
und entsprechend übelriechend und grausig war die Bescherung. Trotz tagelangem
putzen, schrubben und desinfizieren entschlossen wir uns am Ende zum Kauf eines
neuen Gefrierschrankes.
Jeden Morgen, kurz vor Sonnenaufgang gehen wir eine Stunde zum Wandern in die
Berge um Windhoek. In weglosem, wilden Gelände erreichen wir den Rücken eines
Hügels und spüren die ersten wärmenden Strahlen der Sonne. Die Auasberge und
das Khomas Hochland leuchten sanft im Morgenlicht. Oft entdecken wir eine Gruppe
Kudus oder Klippspringer zwischen den Büschen und Felsen. Manchmal verrät der
tiefe Warnruf eines Kudubullen seine Anwesenheit.
Eine kurze Tour führte uns durch herrliche Wüstenlandschaft am Fusse des
Gamsberg. Von Swakopmund an den Sanddünen entlang erreichen wir Walvis Bay.
Eine Exkursion führt uns das Kuiseb Revier aufwärts wo wir auf einzelne
Topnaar (Hottentotten) stossen die wild wachsende Narra Früchte sammeln.
Zurück an der Lagune beobachteten wir hunderte Flamingos bei der Nahrungssuche
im seichten, tiefblauen Wasser.
Vom angenehm kühlen Atlantikklima ging die Fahrt nach Nordosten über den
Mienenort Uis in das Gebiet um den Brandberg. Dort hatten wir das Glück, dass
dunkle Wolken am Bergmassiv entlang zogen und lange ersehnte Regenschauer
niedergingen. Auf unserem Weg zurück nach Windhoek standen in allen
Himmelsrichtungen drohende Gewitter am Himmel und viele Orte bekamen am Schluss
dieser Regenzeit endlich einen guten Schauer.
Nun heisst es für uns erneut planen und den Land Rover packen, denn in zwei
Wochen geht es wieder auf Pad. Wir melden uns im Juni 2003 mit einem Bericht von
einer geologischen Exkursion ins Kaokoland und zur Skelettküste.
Wir wünschen Euch/Ihnen allen frohe Osterfeiertage
und grüssen herzlichst aus Namibia
U s c h i & J o e