Unsere Safariroute führt uns von Johannesburg zum Limpopo Fluss. Nach
Botswana in die endlose Weite der Makgadikgadi Salzpfannen. Zur Wildbeobachtung
am tierreichen Chobe Fluss. Weiter über Katima Mulilo in Namibias
Caprivistreifen, mit Pirschfahrten und Fusspirschen am Kwando Fluss und im
Mahango Wildpark am Okavango. Im westlichen Okavango Delta erkunden wir mit dem
Mokoro (Einbaum) die wilde Sumpflandschaft. Wir besuchen Kalahari Buschmänner
und eine Farm im südafrikanischen Groot Marico.
Frühmorgens fahren Joe und ich mit unseren beiden voll ausgestatteten Land
Rovern und einem Anhänger zum Johannesburger Flughafen. Pünktlich um 06h45
kommen unsere Safarigäste mit South African Airways aus Zürich an.
Richtung Norden fahren wir über Pretoria, Nylstroom, Vaalwater, Ellisras zu
unserm ersten Ziel am Ufer des Limpopo, dem Grenzfluss zwischen Südafrika und
Botswana. Unter hohen Bäumen zwischen üppiger Vegetation steht die rustikale
Lodge, deren Nutzung wir für zwei Tage exklusiv für uns haben. Gemeinsam
werden die Lebensmittel in der Küche verstaut, die Bar bestückt und dann die
gemütlichen Chalets bezogen. Danach gönnen wir uns ein Erfrischungsgetränk in
der strohgedeckten Lapa mit zum Wasser offener Terrasse. Dabei beobachten wir
Moorenrallen, Reiher, Nilgänse, Glanzstare, Tokos und Impalas am Ufer. Bei
einigen unserer Gäste ist die Müdigkeit vom langen Flug bereits vergessen und
in freudiger Erwartung endlich afrikanische Wildnis zu spüren verlässt ein
Grüppchen unter Joes Führung das Camp zu einer ersten Fusspirsch am Limpopo,
der im Volksmund, zu Recht, auch Krokodilfluss genannt wird.
Das Flussufer ist mit grossen, Schatten spendenden Bäumen, Palmen und
Büschen bewachsen. Weitere Fusspirschen bringen Begegnungen mit Impala, Affen,
zahlreiche Buschböcke, Warane, Kormorane, Löffler, Reiher, Störche und
Nilgänse. Immer wieder entdecken wir grosse Krokodile beim sonnenbaden auf den
Sandbänken und wir erschrecken wenn sie bei unserem erscheinen plötzlich dicht
vor uns von der Uferböschung ins Wasser klatschen.
Zügig geht der Grenzübertritt nach Botswana vonstatten. Über Serowe kommen
wir nach Letlhakane. Hier tanken wir die Fahrzeuge auf. Auf einer
Schotterstrasse erreichen wir Mmatshumo, das letzte Dorf. Jetzt führt eine
einsame Piste durch Mopane Buschland an den Rand der Sowa Pfanne, der
östlichsten der grossen Makgadikgadi Pfannen. Riesige hell blendende Flächen
mit Grasinseln müssen überquert werden. Die Lehmspur ist hart wie eine
Asphaltpiste aber hinter jedem Fahrzeug steigt eine weisse, hohe Staubfahne in
den stahlblauen Winterhimmel auf.
Wir erreichen Lekhubu, eine Insel nur 20 Meter höher als der umliegende
Wüstensee. Rund geformte Granitblöcke und bizarr verwachsene Affenbrotbäume
machen den Reiz dieser seltsamen Landschaft aus. Rundum nichts als die endlose
Weite der Pfanne mit ihren wirren Luftspiegelungen. Hier geht die Sonne milchig,
blaurot unter und nachts leuchten die Sterne besonders klar. Die dünne Sichel
des neuen Mondes steht tief am westlichen Horizont.
Nach zwei Übernachtungen verlassen wir Lekhubu in nördlicher Richtung. Wir
fahren auf einem Grasrücken entlang, genau zwischen der grossen Sowa und der
Ntwetwe Pfanne. Auf Kameldornbäumen entdecken wir Nester mit brütenden Geiern
und immer wieder laufen Strausse parallel mit unseren Fahrzeugen. Wir entdecken
Steinböckchen beim äsen, eine kleine anspruchslose Antilope mit glänzenden
Augen und grossen Ohren.
Spätnachmittags erreichen wir den Ort Kazungula am Chobe. Wir schlafen in
einer Lodge am Flussufer. Im neuen, modernen Supermarkt in Kasane stocken wir
unsere Lebensmittelvorräte auf. Gegen 10.00 Uhr fahren wir in den Chobe
Nationalpark auf Pirschfahrt. An den Lagunen und Tümpeln sehen wir unzählige
Wasservögel, wie Pelikan, Löffler, Klaffschnabel- und Nimmersattstorch,
Marabu, Reiher, Ibis, Nilgänse, verschiedene Entenarten, Scherenschnäbler,
Kiebitz, Uferläufer und Schreiseeadler. Flusspferde liegen zu einem grossen
Fleischberg zusammengedrängt in der wärmenden Wintersonne am Ufer. Es grasen
Lechwe, Puku und Wasserböcke und auf der Überflutungsebene sehen wir
Rappenantilopen. Eine Kudugruppe nibbelt an Buschwerk nur wenige Meter von
unseren Fahrzeugen entfernt und lassen sich von den klickenden Kameras nicht aus
der Ruhe bringen. Über die Sträucher ragen schlanke Giraffenhälse. Mit
dunklen, langen Zungen angeln die Tiere geschickt das wenige Grün von den
Ästen. Nahrung und Wasser sind jetzt im Hinterland rar und zahlreiche Herden
ziehen an den permanenten Fluss. Wir campieren im Nationalpark am Chobe
Flussufer.
Joe bleibt meistens im Lager um unsere Lebensmittelvorräte gegen gefrässige
Paviane und diebische Meerkatzen zu verteidigen und um die Mahlzeiten
vorzubereiten. Zwei Reifen müssen ebenfalls dringend geflickt werden.
Inzwischen übernimmt Samuel das Steuer von Joe's Land Rover. Über unsere
Sprechfunk Anlage erläutere ich was gerade beobachtet wird. Während vier
Safaritagen sehen wir Büffel- und Elefantenherden. Oft müssen wir lange stehen
bleiben weil Elefantenbullen uns die Durchfahrt versperren. Dabei beobachten wir
die Körpersprache der Dickhäuter und wie sie mit ihren geschickten Rüsseln
dürre Äste abknicken und mit einem geduldigen Elefantenlächeln im Mundwinkel
zermalmen. Herden mit Jungtieren schwimmen durch den Fluss um auf der anderen
Seite im Caprivi Streifen zu grasen. Der Caprivi Streifen ist jedoch bewohnt und
so schlagen die Bauern Trommeln und knallen mit Peitschen um die Tiere zurück
nach Botswana in den Nationalpark zu treiben und ihre Felder vor Zerstörung zu
schützen. Wir treffen auf scheue Pferdeantilopen und Zebragruppen. Einige
Löwinnen liegen auf einer Anhöhe mit Sicht über den Uferstreifen. Paviane und
Meerkatzen lassen sich nach einer kalten Winternacht von der Morgensonne
aufwärmen. Zebramangusten wimmeln geschäftig im Unterholz. Emsige
Hammerkopfstörche tragen Material für ihre grossen Nester zusammen. Im Camp
besuchen uns Haubenbartvögel, Glanzstare, Bülbül, Flötenwürger und
Baumhörnchen. Morgens weckt uns der Gesang des Weissbrauenrötel und der Ruf
des Frankolin. An den ersten Frühlingsblüten schwirrt der Weissbrust
Nektarvogel. Und jeden Abend werden wir mit einem farbenprächtigen
Sonnenuntergang verwöhnt.
Die Nächte sind unruhig. In der Ferne hört man den Ruf der Hyäne. Im Camp
grasen Büffel. Elefanten brechen nah bei den Zelten Zweige von den Bäumen.
Für unsere Safarigäste eine sehr ungewohnte Geräuschkulisse, die manche
aufregende, schlaflose Stunde verursacht.
Unsere Tour führt uns weiter über die Grenze nach Namibia. Am Ufer des
mächtigen Zambesi Flusses liegt Katima Mulilo. Hier wird getankt und
Lebensmittel werden eingekauft. Die Gäste sind auf Postkarten- und
Briefmarkenjagd. Die Händis werden auf SMS's überprüft und ein kurzer Anruf
zu Hause beruhigt die Familie, dass man die Safari bis jetzt gut überlebt hat.
Schnell lassen wir die Zivilisation hinter uns. Die Wildnis am Kwando Fluss
erwartet uns. Doch wo vor wenigen Jahren noch totale Einsamkeit herrschte, hat
inzwischen jemand einen Campingplatz errichtet. Wir sehen es positiv und nehmen
die Annehmlichkeiten einer Dusche, Toilette mit Spülung und eines Wasserhahns
neben der Campküche gerne in Kauf. Bei den Pirschfahrten und Fusspirschen sind
wir jedoch alleine. Der Kwando Fluss windet sich durch zauberhafte Landschaft.
So manche Fluss Schleife lädt zum schauen und fotografieren ein. Zu Fuss
schleichen wir uns an sonnenbadende Flusspferde heran. Einige Kühe haben etwas
bemerkt und stoben ins knietiefe Wasser. Wir verhalten uns ruhig. Die
Flusspferde heben ihre dicken glänzenden Köpfe und schauen zu uns ins
Ufergebüsch. Der Wind steht günstig. Langsam kehrt wieder Ruhe in die Gruppe
und der Platz zum Sonnenbad wird wieder eingenommen.
Wir durchfahren den Caprivi Streifen und machen eine Pause bei den Popa
Fällen. Der Okavango fliesst stark und wir geniessen eine herrliche Aussicht
auf die üppig grüne Flusslandschaft und lauschen dem rauschen der Fälle.
Unser Ziel für zwei Tage ist eine Lodge am Ufer des Okavango. Der Fluss ist
hier breit und wirkt träge. Flusspferde lassen sich in der Strömung treiben.
Wir unternehmen eine Pirschfahrt in den Mahango Wildpark. Gleich am Anfang
entdecken wir eine Gruppe Pferdeantilopen. Die prächtigen Tiere sind sonst
scheu und selten lange zu beobachten. Eine weitere Rarität sind Rappenantilopen
die wir reichlich sichten. Bei einem grossen Affenbrotbaum schauen wir mit dem
Fernglas hinaus in die Sümpfe. Dort grasen Lechwes, Wasserböcke und Riedböcke.
Wir sehen Sporengänse, Störche, Reiher, Klunkerkraniche und immer wieder
grosse Krokodile. Pavian Gruppen suchen im Sumpf ihre Nahrung. Farbige
Bienenfresser machen Jagd auf Insekten. Unter schattigen Bäumen essen wir unser
Picknik-Lunch mit Aussicht auf eine Lagune. Eine Fusspirsch führt uns am
Flussufer entlang tief in den Park. Lange Zeit beobachten wir eine Gruppe
Elefantenbullen beim Trinken und genüsslichen Baden im Fluss. Die grossen Tiere
spielen im Wasser, raufen, schwimmen und tauchen unter. Wir sehen Büffel,
Giraffen, Kudus, Warzenschweine, Impalas. Spät Abends beobachten wir mit einem
Nachtsichtglas, am gegenüber liegenden Flussufer, Büffel beim grasen.
Wir reisen wieder nach Botswana ein. Gut 150 km weiter südlich, hat der
Okavango sich zu dem berühmten Inland Delta aufgefächert und ist viele
Kilometer breit. Diese Sumpflandschaft wollen wir erforschen. Mit dem Motorboot
fahren wir über eine grosse Lagune und weiter durch enge, von Papyrus gesäumte
Kanäle. Immer wieder fliegen Rallenreiher vor uns her. Winzige Malachit
Eisvögel sitzen auf dicken Papyrusstengeln. Auf einer Insel steigen wir auf
Mekoros um. (Mokoro = Einzahl und Mekoro = Mehrzahl. Mokoro ist ein Einbaum mit
dem sich Einheimische im flachen Wasser fortbewegen) In jedem Mokoro sitzen zwei
Leute und ein einheimischer Poler steht hinten im Boot und stösst mit einer
langen Stange den Einbaum vorwärts durch die Sümpfe. Vier Einbäume fahren
hintereinander durch enge Wasserrinnen im Riedgras. Lautlos gleiten wir durch
eine Wunderwelt. Weisse, rosa und hellblaue Seerosen schaukeln auf dem Wasser.
Libellen schwirren. Glasklares Wasser lässt uns die weinroten Stengel des Water
Lettuce, einer kleinen weissen Blume, bis zum Grund sehen. Sandige Flusspferd
Kanäle durchkreuzen den Sumpf. Kleine, mit Palmen bewachsene Inseln ragen an
vielen Stellen aus dem flachen Wasser. Schreiseeadler kreisen am blauen Himmel
und halten Ausschau nach Fischbeute. Wir beobachten eine Gruppe Sporengänse.
Plötzlich, vor uns im Riedgras rauscht das Wasser geheimnisvoll. Was ist das?
Es rauscht stärker. Wir haben eine Herde Lechwe aufgescheucht. Nun flüchten
die Sumpfantilopen mit grossen Sprüngen. Das Wasser spritzt silbern im
Gegenlicht und die Kameras klicken. Dann ist es still. Die Lechwes haben sich
beruhigt und grasen nun ein Stück weiter im Sumpf.
Auf einer Fusspirsch erkunden wir eine grössere Insel. Tierspuren und Kot
verraten uns wer sich hier aufgehalten hat. Unser einheimischer Führer erklärt
uns die traditionelle Nutzung verschiedener Pflanzen. Eine Meerkatze ist
aufgeregt über unsere Anwesenheit. Hoch oben aus dem Geäst einer Akazie guckt
uns aus grossen gelben Augen ein Milchuhu nach.
Bei unserer Rückkehr von diesem herrlich Naturerlebnis, werden wir auf
unserem Campingplatz mit einer grossen Gruppe Neuankömmlinge konfrontiert, die
auch prompt bis spät in die Nacht heftig Remmidemmi macht. Es ist weder an
Unterhaltung am Campfeuer noch an Schlaf zu denken. Wir beschliessen, am
nächsten Morgen unsere Zelte abzubrechen. Um 08.30 Uhr gehen die Gäste mit
einem lokalen Führer auf einen Bootsausflug ins Delta während Joe und ich den
Anhänger und die Fahrzeuge mit dem Gepäck und der Ausrüstung beladen. Am
Mittag fahren wir, mit vorerst unbekanntem Ziel, gegen Süden.
Am späten Nachmittag erreichen wir Ghanzi, ein lebhaftes Städtchen in der
Kalahari. Einige Kilometer ausserhalb betreiben lokale Buschmänner einen
Campingplatz auf einer grossen Wildfarm. Auf rotem Kalahari Sandboden stellen
wir unser Camp auf. Der Ruf des Nachtgecko ertönt. Gross und rund geht der
Vollmond am Abendhimmel auf. Der Mars leuchtet hell. Die Nacht ist kalt.
Frühmorgens wärmen wir uns am Campfeuer. Duftender Kaffee dampft in unseren
Tassen. Die Sonne geht auf und schnell durchdringen die wärmenden Strahlen
unsere Webpelze. Unter der Führung eines Buschmannes erkundet die Gruppe die
Kalahari und erfährt wissenswertes über Spuren lesen, die Nutzung von
Wüstenpflanzen und andere Überlebenspraktiken der Buschleute in dieser
Halbwüste.
Auf dem Trans Kalahari Highway, einer einspurigen Teerstrasse, fahren wir
Richtung Süden. Gelb leuchtet Buschmanngras am Strassenrand. Wir sehen Strausse,
Springböcke, Steinbock und einige Hartebeest (Rote Kuhantilopen). Noch einmal
campieren wir in der Kalahari in der Nähe von Kang.
Über Lobatse erreichen wir Pioneer Gate und reisen nach Südafrika ein. In
Zeerust werden noch einmal frische Lebensmittel eingekauft. Wir verlassen die
Hauptstrasse. Nach kurzer Fahrt auf staubiger Piste, erreichen wir unsere
Unterkunft für die Nacht, ein uraltes Farmhaus in einem wilden Tal am Groot
Marico Flüsschen. Im rustikalen, mit viel Liebe renovierten Farmhaus kochen wir
ein leckeres Abschiedsdinner und lassen beim Flackern des Kaminfeuers eine
erlebnisreiche, interessante Reise ausklingen.
An dieser Stelle möchten Joe & ich noch mal allen Teilnehmern danken,
für gute Kameradschaft währen der Tour und für's tatkräftige anpacken beim
Abladen der Safariausrüstung bei mir zu Hause in Johannesburg. Herzlichen Dank
ebenfalls für die vielen hier gelassenen Kleidungsstücke und Schuhe für
bedürftige Menschen in Afrika.
Bis zum nächsten Newsletter im November 2003 aus Namibia
grüssen herzlichst
Uschi und Joe