NEWSLETTER Mai
2004
von Uschi
Kirchner - Exclusiv Safaris Schweiz Die Bergausrüstung und die Spezialverpflegung für den Brandberg sind fertig verpackt. Jedoch zwei Tage vor Tourbeginn geht alles schief. Wegen akuter Erkrankung eines unserer Freunde muss die 14-tägige Brandbergwanderung abgesagt werden und kurzfristig eine Alternativtour neu organisiert werden. So etwas ist ärgerlichr und sehr arbeitsintensiv aber kommt zuweilen vor und ist unvermeidbar. Das Erongo Gebirge
Mit genügend frischen
Nahrungsmitteln und Getränken sowie neu zusammen gestellter bequemer Ausrüstung
für eine total andere Reiseart sind Joe und ich pünktlich abfahrbereit. Am
späten Vormittag brechen wir zu dritt mit Joes Freund aus Hamburg auf. Über Okahandja">
NEWSLETTER Mai
2004
von Uschi
Kirchner - Exclusiv Safaris Schweiz
Die
Bergausrüstung und die Spezialverpflegung für den Brandberg sind fertig
verpackt. Jedoch zwei Tage vor Tourbeginn geht alles schief. Wegen akuter
Erkrankung eines unserer Freunde muss die 14-tägige Brandbergwanderung abgesagt
werden und kurzfristig eine Alternativtour neu organisiert werden. So etwas ist
ärgerlichr und sehr arbeitsintensiv aber kommt zuweilen vor und ist
unvermeidbar.
Das Erongo
Gebirge
Mit genügend frischen
Nahrungsmitteln und Getränken sowie neu zusammen gestellter bequemer Ausrüstung
für eine total andere Reiseart sind Joe und ich pünktlich abfahrbereit. Am
späten Vormittag brechen wir zu dritt mit Joes Freund aus Hamburg auf. Über Okahandja, Karibib und Usakos
erreichen wir das Erongogebirge. Bis zu 2’319 m.ü.NN ragen die steilen
Granitkuppen vor uns auf. Der Erongo ist vulkanischen Ursprungs und mit ca. 40
Kilometern Durchmesser der grösste Ringkomplex Namibias. Aufgrund seiner
besonderen Lage ist das aride Biotop des Erongogebirges besonders reich an
einzigartigen Wildtieren und Pflanzen mit einer Vielzahl von endemischen Arten.
Um diesen Lebensraum für seltene und bedrohte Tierarten zu erhalten und deren
Bestände zu schützen und zu vermehren wurde eine Concervancy (ein Hegegebiet)
aus einem Verbund naturbewusster Farmerbesitzer des Erongogebietes ins Leben
gerufen. Zwei Tage lang verbringen wir mit dem Vorsitzenden der Conservancy und
führen lange Gespräche über das Projekt, dass unter anderem die wieder
Einführung des Spitzmaulnashornes zum Ziel hat. Uralte, glatt geschmirgelte
Reibsteine zeugen davon, dass früher im Erongo Nashörner heimisch waren.
In Uis besuchen wir einen langjährigen Freund, der viele Jahrzehnte als
Mineraloge in der Umgebung des ehemaligen Mienenortes nach Zinn und anderen
Mineralien gegraben hat und der kürzlich 77 Jahre alt geworden ist. Der
Brandberg leuchtet rot im Morgenlicht und wir blicken mit Wehmut auf den
Bergriesen, den wir ursprünglich besteigen wollten.
In der
Weite der Wüste
An der Süd- und Westseite des Brandberges entlang
fahren wir tief in die Wüste. Unwegsam ist das Gelände und die Reifen vom Land
Rover rollen langsam über Gesteinsbrocken, groben Kies, Sand und über
Wellblechspuren. Hier hat es seit Jahren nicht geregnet und nur spärlich steht
Bewuchs in lange ausgetrockneten Wasserrinnen. Wir haben keinen bindenden
Reiseplan. Oft lassen wir das Fahrzeug einfach stehen und laufen stundenlang zu
Fuss durch die weite einsame Landschaft. Es gibt immer interessantes zu sehen.
Wir sammeln herrlich geformte farbige Steine, nur um sie einige Meter weiter
gegen noch schönere Exemplare auszutauschen. Gut sind Steine gewichtig, sonst
würde man tonnenschwere Lasten mit nach Hause nehmen wollen. Wir beobachten eine
Hornviper wie sie sich eilig auf dem kargen Boden dahinschlängelt. Wovon
ernähren sich hier eigentlich die unzähligen Käfer, Geckos, Agamen, Eidechsen
und Grashüpfer? Wohl von den lästigen kleinen Fliegen die uns ständig um die
Ohren summen und in die Nasenlöcher kriechen.
Wir erklimmen
Hügel, steigen in Schluchten hinab und kraxeln über grosse Felsblöcke. Wir
finden neue Stellen mit Felsgravuren und interessante geologische Formationen,
ja sogar eine unter einem Felsblock verborgene Wasserstelle. Eine hübsch
gezeichnete Mopaneschlange hat sich in eine enge Felsspalte gedrückt und wartet
geduldig auf unvorsichtige Geckos. Am steinigen Hang flüchten Bergzebras bei
unserem Erscheinen. Nach kurzem Lauf bleiben die
schönen Tiere stehen und gucken neugierig zu uns herüber, der Leithengst immer
als letzter um die Stuten und Fohlen abzusichern.
Totale
Mondfinsternis
Nach einem kurzen Besuch in der Zivilisation zum
Tanken, Duschen und Trinkwasservorräte auffüllen geht’s weiter ins Damaraland
auf Nashornpirsch. Bei unserer letzten Tour, vor drei Wochen, hat uns in diesem
Gebiet ein heftiger Regenguss überrascht und wir möchten jetzt die Wüste mit
frischer Vegetation erleben. Im sanften Morgenlicht beobachten wir Herden von
Springböcken, Oryxantilopen und Bergzebras an den steinigen Berghängen. Grosse
Kudus äsen an den frischen Früchten der Euphorbia damarana. Den
wüstenangepassten Tieren scheint der Giftgehalt dieses Milchbusches nichts
auszumachen. Wir überqueren das Trockenflussbett des Aub und fahren weiter am
Barab Flussbett entlang. Silbern glänzendes Gras wogt auf weiten Flächen.
Überall grasen friedlich Wildtierherden vor der Kulisse der markanten Berge:
Ecke, Barabspitze, Urunendisspitze und anderen namenlosen Gipfeln. Wir richten
unser Basiscamp unter Schatten spendenden, hohen Mopanebäumen am Ufer des Barab
Trockenflusses ein. Von hier aus unternehmen wir Tagesfahrten in verschiedene
Richtungen. Am ersten Tag sichten wir unendlich viele Antilopen- und
Zebraherden, jedoch kein Gross- oder Raubwild. Am frühen Abend steigt gross und
orange der Vollmond über einem Bergrücken auf. Die Nachtluft ist mild. Langsam
schiebt sich der Erdschatten über die leuchtende Scheibe des Mondes bis dieser
total verfinstert ist und nur noch als kupferrote Kugel am Himmel steht. Wir
gehen zu Bett. Aus dem Geäst über unseren Zelten ertönt der laute Ruf des
Perlkautz. Über Nacht kommt starker Ostwind auf.
Nächtlicher Löwenbesuch im Camp
Am folgenden Morgen sieht Joe frische Löwenspuren auf
unserm Lagerplatz. Wir bestaunen die grossen Trittsiegel interessiert.
Mindestens zwei Löwen sind während der Nacht lautlos bis auf wenige Meter an
unser Fahrzeug und die Zelte herangekommen. Wir haben geschlafen und davon
nichts bemerkt. Während dem Frühstück entdeckt Joe eine Schlange über uns im
Geäst. „Eine gefleckte Buschschlange“ sage ich, da mir diese Art von
langjährigen Wildnisaufenthalten wohlbekannt ist. Wir beobachten die aktive,
ungiftige Schlange wie sie geschickt von Ast zu Ast klettert. Und plumps, fällt
die Schlange neben einem unserer Campingstühle zu Boden und beginnt sofort
wieder ins Geäst aufzusteigen. Doch dort steht ein offener Pappkarton, in dem
wir unser Gemüse transportieren, im Weg. Die Schlange kriecht lang gestreckt am
Kartonrand entlang. Plötzlich, wie der Blitz kehrt sie um, verschwindet im
Karton, kommt durch ein Loch am Boden wieder heraus und läst sich auf den Boden
fallen. Im Maul hält sie eine erbeutete Babyeidechse, die auch sogleich
verschluckt wird. Alles ging blitzschnell.
Erfolglose
Elefantenpirsch und Glück am Spätnachmittag
Unser heutiger Ausflug führt uns nach Norden in selten
befahrene Gebiete. Ausser Zebras, Oryx, Springbock und Strausse können wir eine
Giraffenfamilie lange beobachten. Im feinkörnigen Sand finden wir frische
Leopardenspuren und an einer Felswand blühende Aloen, Aloe hereroensis.
An verschiedenen Stellen finden wir kleine Wasserbecken im Flussbett, die der
letzte Regen zurückgelassen hat. Oft suchen wir den Busch mit dem Fernglas nach
Grosswild ab. Wir folgen Elefantenspuren. Grosse und kleine Trittsiegel sind
überall im Staub sichtbar. Stundenlang durchqueren wir einsame Täler. Erfolglos
müssen wir umkehren wenn wir unser Lager noch vor Einbruch der Dunkelheit
erreichen wollen. Wenige Kilometer vor unserem Camp erfreuen wir uns an den
letzten warmen Sonnestrahlen die eine weiche Stimmung über die Landschaft
breiten. Dort, genau vor uns, eine Gepardenmutter mit ihren zwei ausgewachsenen
Jungtieren! Die Geparden laufen durchs goldgelbe Gras und verschwinden zwischen
Euphobiasträuchern im angrenzenden Flussbett. Wir versuchen uns zu Fuss
heranzupirschen. Die Geparden sind jedoch sehr scheu und haben das Weite
gesucht. Mit diesem besonderen Erlebnis geht unsere Tour zu Ende.
Zurück in Windhoek müssen ruckzuck das Fahrzeug und
die Ausrüstung gesäubert werden. Sofort beginnen wir mit den Vorbereitungen für
unsere nächste Tour die in wenigen Tagen beginnen soll. Wir freuen uns auf
unsere neuen Gäste und berichten Anfang Juni 2004 über Erlebnisse in Namibias
Norden.
Bis dahin, liebe Grüsse aus dem winterlich kühlen und
sonnigen Windhoek |