Newsletter von Uschi Kirchner & Joe
Walter Teil 3: Tansania
Wir lassen den Malawisee hinter uns. Kurz nach der Tansanischen Grenze wird das
Land üppig grün. Auf jedem verfügbaren Fleckchen Erde wird Landwirtschaft
betrieben. Beete und kleine Felder wurden mit gleichmässigen Furchen durchzogen.
Die Bauern sind bereit zum Pflanzen und warten auf mehr Regenfälle. Vielerorts
werden Bananenstauden als Feldabgrenzung gepflanzt. Bananen gibt es in vielen
Variationen">
Newsletter von Uschi Kirchner & Joe
Walter
Teil 3:
Tansania
Wir lassen den Malawisee hinter uns. Kurz nach der Tansanischen Grenze wird das
Land üppig grün. Auf jedem verfügbaren Fleckchen Erde wird Landwirtschaft
betrieben. Beete und kleine Felder wurden mit gleichmässigen Furchen durchzogen.
Die Bauern sind bereit zum Pflanzen und warten auf mehr Regenfälle. Vielerorts
werden Bananenstauden als Feldabgrenzung gepflanzt. Bananen gibt es in vielen
Variationen, grosse, dicke oder ganz Kleine. Manche sind giftgrün andere
sattgelb. Es gibt Bananen die gekocht oder gebraten werden müssen und solche die
zum sofortigen Verzehr geeignet sind. Bis übers Dach mit Bananen beladene
Lastwagen rollen die Strassen entlang. Bananen werden auf den Köpfen zum Markt
getragen und an jeder Strassenecke werden Bananen verzehrt. Ebenso viel wie
Bananen gibt es Mangofrüchte. Die Menschen sind fröhlich, arbeitsam und
freundlich.
Unser erster Stopp ist in Mbeya, eine lebendige grössere Stadt. Wir übernachten
in der Schweizer Missionsstation und erledigen Geldwechsel und erste Einkäufe.
Unweit von Mbeya verlassen wir die Hauptstrasse. Wir suchen und fragen uns durch
zum Mbozi Meteroriten. (Meine Fotos und detaillierte Informationen über den
"Grossen Meteoriten“ finden Sie auf der Internetseite der Sternwarte Singen
unter -
www.sternwarte-singen.de - Leitseite - Astro Top News – Button: Mbozi).
Wir finden den empfohlenen gigantisch grossen, schattenspendenden Feigenbaum am
Waldrand, mit freier Aussicht auf den trockenen Flusslauf und auf eine endlos
scheinende Savanne. Ein herrliches Plätzchen! Die Dreckpfütze mit den Hippos ist
das einzige Trinkwasser für die Wildtiere in der Umgebung und täglich wandern
Kolonnen von Tieren aus Wald und Steppe zu diesem Wasser, alle direkt an unserem
Camp vorbei. Die Löwen haben die strategisch vorteilhafte Position auch längst
begriffen. Sie lagern und lauern im gegenüberliegenden verbuschten Wald. Nach
Einbruch der Dunkelheit besuchen Schwärme von Fruchtfledermäusen „unseren“
Feigenbaum. Es werden nicht nur reife, saftige Feigen gefressen, sondern es wird
auch fleissig etwas fallen gelassen, und nicht nur Feigen… Entsprechend
verkleckert sehen am folgenden Morgen unsere Zelte aus. Auch zwischen uns gibt
es eine Krise, als Resultat von unbequemen langen Fahrten und zu engem Kontakt
über zu lange Zeit. Es ist Zeit zum “Reinemachen“. Es gibt Diskussionen und
Aussprachen die jeder individuell anders empfindet. Die Zelte werden gewaschen
und 80 Meter weiter unter Akazien wieder aufgestellt. Die Campküche findet Platz
unter einem dicht belaubten Busch.
Wir gehen auf Pirschfahrt im Katavi Nationalpark. Zebras, Wasserböcke,
Antilopen, Büffel und Elefanten bevölkern die Umgebung. Vollgefressene Löwen
liegen hechelnd am Hochufer und beobachten die Szene. Flusspferde stehen
unschlüssig am Ufer und finden keinen Platz mehr in den zu kleinen voll
besetzten Schlammbecken. Ein totes Flusspferd liegt mitten unter seinen noch
lebenden Gefährten. Geier und Marabus sitzen auf dem dick aufgeblähten und von
Verwesung stinkenden Körper. Flussabwärts, in Höhlen in der trockenen Uferwand
wimmelt es von ausgewachsenen Krokodilen. Jedes feuchte Dreckloch ist besetzt.
Diejenigen die keinen Platz finden liegen leidend im Schatten von Bäumen und
Büschen. Die Sonne brennt erbarmungslos. Natur und Kreatur verharren - warten
auf Regen – warten auf die Erlösung von der sengenden Hitze und der Trockenheit.
Die Mittagszeit
verbringen wir im tiefen Schatten unseres „Küchenbusches“. Die Löwen liegen auf
der gegenüber liegenden Seite und Tierherden ziehen langsam und vorsichtig
sichernd zum Wasser. Weit hinten steigen Rauchwolken auf. Die Steppe brennt
schon seit mehreren Tagen und wir machen uns Sorgen um unser Camp. Wir
besprechen die Lage für den Notfall. Noch sind die Flammen weit entfernt und der
Wind steht günstig. Plötzlich ist Unruhe draussen auf der Steppe. Zebras rennen
- die Löwen sind auf Jagd. Wir verfolgen die Hatz mit dem Feldstecher. Im Nu hat
das Löwenrudel ein Zebrafohlen und kurz darauf dessen Mutter zu Fall gebracht.
Wir steigen in den Land Rover und fahren hinüber. Die Löwinnen haben bereits die
Bauchdecke der Beutetiere aufgebrochen. Eine Löwin frisst dominant am Fohlen.
Mehrere Weibchen und Junglöwen teilen sich das erwachsene Zebra.
Blutverschmierte Katzengesichter blicken uns an. Weitere Löwen liegen abseits
und bekommen nichts von der Beute ab. Später fahren wir hinaus auf die Savanne
und beobachten Giraffen und Wasserböcke. Das Feldfeuer ist weiter entfernt als
zuerst angenommen.
Weiter führt
unsere Fahrt auf einsamen, unwegsamen Pisten. Am Nachmittag ziehen dunkle Wolken
auf und es beginnt zu Regnen. Die rote Dreckstrasse ist glitschig und grosse
Pfützen stehen in den Gräben. Von Zeit zu Zeit deutet ein Schilderwald auf
Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz, Unicef, etc. hin und, dass sich
Flüchtlingslager in der Nähe befinden. Während der Unruhen in Ruanda und Burundi
kamen viele Menschen über die Grenzen und fanden hier eine bescheidene Existenz.
Ausser vereinzelten Lastwagen, sind die feudalen Landcruiser der Vereinten
Nationen die einzigen Fahrzeuge die uns in dieser Gegend begegnen.
Wieder einmal sind
keine Touristenunterkünfte vorhanden und wir halten nach einem geeigneten
Wildniszeltplatz Ausschau. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit entscheiden wir uns
für ein flaches Waldstück auf einem Hügel. Es regnet nicht mehr und die Luft ist
feucht und angenehm frisch. Im Miombowald, auf kleinen Wiesenflächen stehen
schmale 30 – 40 cm hohe, spitze Termitenhügel, andere haben die Form eines
überdimensionalen Pilzes. Der Waldboden ist voller blauer und weisser Blumen,
die einer Iris ohne Stängel gleichen. Wir überqueren ein Plateau. In
Sandsteinhaufen wachsen Aloen und Euphorbien. Wir sichten einen Klippspringer,
eine kleine Antilope die dem felsigen Gelände angepasst ist.
Wir erreichen Kigoma, eine schmuddelige Hafenstadt am Tanganjika See. Nach
einigem Suchen finden wir ausserhalb der Stadt eine einfache Hotelunterkunft.
Unsere Mitreisenden mieten sich Zimmer. Joe und vor allem ich ziehen es vor im
Hotelgarten im Zelt zu schlafen, mit Aussicht auf den See und einer leichten
Briese. Für den folgenden Tag mieten wir ein Fischerboot, dass uns früh abholt
und in zweieinhalbstündiger Fahrt, am Ufer des Tanganjika Sees entlang, zum
Gombe Nationalpark bringt. Jane Goodall setzte sich hier jahrelang für den
Schutz von Schimpansen und für die Erhaltung des Regenwaldes ein. Ihre
Forschungsergebnisse wurden in Büchern veröffentlicht. Die Parkeintrittsgebühr
beträgt stolze USD 100.00 pro Person. Wir mieten einen Führer und brechen auf in
den Regenwald um nach Schimpansen zu suchen. Der Urwald ist dunkel. Durch die
Schlucht plätschert ein klarer Bach. Der Waldboden gibt weich unter unseren
Füssen nach. Die Luft ist heiss und schwül. Schon nach kurzem beschwerlichen
Anstieg sind wir schweissüberströmt und atmen heftig. Unser Führer gibt Zeichen
ruhig zu verharren. Er lauscht in den Wald und macht uns auf Kolobus Affen in
den Baumkronen aufmerksam. Dann geht’s weiter steil bergan. Der Wald lichtet
sich und wir blicken auf den Tanganjika See hinunter. Unser Führer lauscht
wieder, er hat etwas gehört und treibt uns zur Eile an. Plötzlich schrillt
lautes Geschrei durch den Busch. Das sind die Schimpansen, nun wissen wir wo
sich die Tiere aufhalten. Über eine Stunde lang beobachten wir eine Gruppe von
sechsundzwanzig Schimpansen bei ihren interessanten und manchmal amüsanten
Lebensgewohnheiten im Urwald. Ein beeindruckendes Erlebnis.
Es ist bewölkt und
die Hitze ist unerträglich. Wir schwimmen im Tanganjika See. Am Nachmittag
geniessen wir die Bootfahrt zurück nach Kigoma. Unterwegs stoppen wir und
fotografieren das Leben und Treiben in Fischerdörfern am Seeufer. Kaum im Hotel
angekommen bricht ein tosendes Gewitter los. Die Campküche bleibt geschlossen.
Wir essen im Hotel und betrachten dabei die Blitze über dem See.
Die Lebensmittelbeschaffung auf den einheimischen Märkten ist immer etwas
abenteuerlich bzw. ungewohnt für uns an Supermärkte gewöhnte Stadtmenschen.
Durch enge Gassen gehen wir von Stand zu Stand und wählen Papayas, Mangos,
Bananen, Ananas, Avocados, Weisskraut, Paprika, Karotten, Zwiebeln, Tomaten und
Kartoffeln aus. Die Preise sind fix jedoch ab und zu bekommt man eine Frucht
oder ein paar Tomaten extra. Die Fischstände sind leer – der Fang war mager. Wir
sehen uns beim Metzger um. Das Fleisch sieht gut aus, wenn man die Fliegen
ignoriert. Wir kaufen ein paar Kilogramm Rindfleisch. Um sicher zu sein, lassen
wir den Eintopf am Abend lange im gusseisernen Dreibeintopf schmoren. Das Essen
schmeckt köstlich und bekommt allen vorzüglich.
Im Reiseführer
wird der Fischmarkt von Ujiji, 20 Kilometer südlich, gelobt. Wir fahren dort hin
und finden einen Stand mit winzigen, dafür fürchterlich stinkendem Trockenfisch.
Wir rümpfen die Nasen: „Nein Danke“! Vor einer
Dorfeinfahrt fällt uns ein umzäuntes, sauberes Grundstück mit Baumaschinen auf.
Wir fragen, ob wir unsere Zelte hier aufstellen und übernachten dürfen. Der
freundliche Mann, der mit seinem Sohn in einem einfachen Steinhaus wohnt und auf
die Baumaschinen aufpasst fühlt sich geehrt, dass wir bei ihm zu Gast sein
wollen. Er zeigt uns sogleich den Wasserhahn und die Toilette und verspricht,
dass er über Nacht das Tour verschliesst und selber Wache stehen will. Wir sind
hier sicher, bestätigt er uns mit Überzeugung. Nachdem die Zelte aufgestellt
sind beginnen wir zu Kochen. Joe fragt unseren Gastgeber Vitus, ob wir eine
junge Ziege kaufen und schlachten können. Unsere Fleischvorräte sind zu ende. Ja
das geht, meint Vitus und läuft sogleich los um eine schlachtreife Ziege
ausfindig zu machen und den Kaufpreis auszuhandeln. Inzwischen kocht sein etwa
7-jähriger Sohn im Hinterhof in der Dunkelheit, auf ein paar Bröckchen
glimmender Holzkohle Maisbrei in einem Blechtöpfchen. Diese Menschen leben so
einfach und bescheiden, dass wir es uns kaum vorstellen können. Uns wird
bewusst wie reich wir mit unseren beiden voll beladenen Land Rovern aussehen
müssen. Vitus kehrt mit der Nachricht zurück, dass die Ziege morgen früh um
07h00 geschlachtet wird und nennt den Kaufpreis. Ob das wohl klappt? Wir teilen
unser Goulasch mit Gemüse und Kartoffeln mit den beiden und gehen früh schlafen.
In der Morgendämmerung wird ein meckerndes Zicklein in den Hof geführt. Während
wir frühstücken und unsere Zelte abbrechen wird hinterm Haus die Ziege
geschlachtet, gesäubert und zerteilt. Unser Autokühlschrank wird gefüllt mit
frischem, gutem Fleisch für mehrere Tage. Wir bezahlen für Fleisch und
Unterkunft und schenken den beiden aus unserem Altkleiderkarton Hosen, ein Hemd
und T-Shirts, die für afrikanische Verhältnisse wie neu aussehen und mit freudig
strahlenden Gesichtern dankbar angenommen werden. (An dieser Stelle möchten wir
uns bei allen Safariteilnehmern die ihre alten Kleidungsstücke nach der Tour bei
uns lassen herzlich bedanken).
Wir setzen unsere zeitraubende Fahrt auf holperiger Piste fort. Gegen
Spätnachmittag erreichen wir die Fähre am Victoria See. Es ist schwierig ein
System für die Abfertigung zu erkennen. In einem wilden Haufen stehen Tankwagen,
LKWs, und Privatfahrzeuge sowie Menschen vor einem verschlossenen Tor,
dazwischen ruft und schimpft ein wild gestikulierender Beamter. Wir verstehen
kein Wort. Ringsum wird in offenen Verkaufsbuden, Essen, Getränke und Krimskrams
angeboten. Die unterschiedlichsten Gerüche liegen in der Luft. Aus verschiedenen
Richtungen tönt laute Musik. Wir kämpfen uns durch die Warteschlange aber die
Fähre ist schon voll und fährt gerade ab. Es wird Dunkel. Die nächste Fähre geht
zirka in eineinhalb Stunden und ist die letzte heute. Wer nicht mitkommt muss
vor dem Tor bis morgen warten und im Freien übernachten. Wir planen unsere
Strategie und schaffen es für beide Fahrzeuge einen Platz auf der Fähre zu
ergattern. Kurz vor Mitternacht erreichen wir den Yachtclub von Mwanza. Durchs
verschlossene Tor verhandeln wir mit dem Nachtwächter ob wir auf der Wiese am
See campieren dürfen. Wir dürfen, und bauen todmüde und hungrig unsere Zelte
auf. Nachts fällt Regen und morgens ist der Himmel grau. Wir ziehen unsere
Campküche um, auf eine überdachte Terrasse des Yachtclubs, wir sind ohnehin die
einzigen Gäste. Granitkuppen ragen am Seeufer empor – eine hübsche Landschaft!
Mwanza ist eine lebhafte Stadt mit viel Verkehr. Wir parken vor der Bank,
wechseln Geld und gehen anschliessend auf den Markt. Wir drängen uns durch die
Menschenmassen. Berge von Ananas, Bananen und anderem Obst und Gemüse werden
angeboten. Sobald wir Interesse für ein Produkt zeigen halten uns zwanzig
Händler gleichzeitig das Gewünschte vor die Nase. Alle reden durcheinander. Wir
werden bedrängt – müssen fliehen – und einen neuen Anlauf nehmen. Wir kaufen
herrlich frische Victoriasee Barsche und grosse saftige Ananas und was wir sonst
benötigen. Mit Tüten bepackt kommen wir zum Fahrzeug zurück. Dort ist ein
Menschenauflauf und hunderte Gesichter blicken uns an. Während wir auf dem Markt
waren hat jemand versucht unsere Schaufel vom Auto zu stehlen. Ein wachsamer
Sicherheitsbeamter der Bank ist dem Täter gefolgt und hat ihn gestellt. Die
Polizei wurde gerufen, die erst den Dieb brutal verprügelte und ihn dann
abführte. Uns ist die Sache unangenehm und wir sind froh zurück im Camp am
Victoria See zu sein. Nachträglich bemerken wir, dass einem von uns im
Marktgedränge etwas Bargeld aus der Hosentasche geklaut wurde. Dies waren jedoch
die einzigen Vorkommen dieser Art während unserer langen Reise.
Am Victoria See entlang erreichen wir den westlichen Parkeingang zur Serengeti,
dem weltberühmten Wildschutzgebiet. Die Landschaft ist frisch, grün und
wunderschön. Wir begegnen Elefanten, Warzenschweinen mit winzigen Ferkeln, Kudus,
Gnus, Zebras und Impalas. Die Jahreszeit ist günstig, wir treffen auf die grosse
Gnuwanderung, ein spektakuläres unvergessliches Erlebnis.
Der uns zugewiesene Campingplatz erweist sich als Reinfall. Hier campen bereits
über 40 andere Leute und jeder Meter ist besetzt. Von der Parkbehörde ist
niemand da der irgendetwas regeln könnte. Wir suchen uns einen anderen Platz.
Hier ist zwar das Wasserbehälter kaputt aber dafür sind wir alleine. Wir haben
ja selber genügend Wasser im Fahrzeug dabei. Ein Teilnehmer, der sich am Boot am
Tanganjika See kräftig am Schienbein gestossen hatte, klagt über Schmerzen im
Bein. Das Schienbein ist dick geschwollen und rot. Er beginnt Antibiotika zu
schlucken. Am folgenden Tag unternehmen wir eine ausgedehnte Pirschfahrt in den
Norden der Serengeti. Wir beobachten Grant- und Thomsongazellen und das
kleinwüchsige Dikdik. Grasende Tsetsebes (Kuhantilopen) scheuchen einen Serval
auf. Hunderttausende blökende Weissbartgnus ziehen auf ihrer Wanderung über die
Savanne, dazwischen immer wieder Zebras – ein atemberaubender Anblick. Giraffen
äsen an hohen Akazien, dahinter erstreckt sich die weite Landschaft mit Bergen
am Horizont. Eine weitere Besonderheit sind hier die „Whistling
Thorns“ – ein Akazienbaum dem Ameisen an den Zweigen ein Wachstumshormon
injizieren. An dieser Stelle wächst ein dicker hohler Knubbel, den die Ameisen
bewohnen. Als Eingang dienst ein kleines Loch. Wenn der Wind in dieses Loch
bläst, ertönt ein Pfeifen – daher der Name „Whistling Thorn“.
Als wir Abends zurück in unser Camp kommen, stellen wir fest, dass die Paviane
alles durchwühlt und umgeworfen haben. Wir hatten dies jedoch erwartet und
entsprechende Vorkehrungen getroffen und keine Lebensmittel etc. zurück
gelassen. Das Bein unseres Mitreisenden schmerzt sehr obwohl er den ganzen Tag
über die Zähne zusammengebissen hat. Wir müssen dringen einen Arzt konsultieren.
Wir ändern unsere Reispläne und statt als nächstes in den Ngorongoro Krater zu
fahren, müssen wir am Krater vorbei und möglichst rasch die nächste Stadt Arusha
erreichen. Auf fürchterlicher Wellblechpiste verlassen wir die Serengeti und
fahren ins Ngorongoro Wildschutzgebiet ein. Hier sind die Pisten noch schlechter
und die Land Rover und wir werden kräftig durchgeschüttelt. Hinter jedem
Fahrzeug steigen dicke Staubwolken empor. Auf der steilen Strasse zum Kraterrand
treffen wir auf die ersten Maasai in ihren traditionellen roten Gewändern.
Minibusse mit Touristen parken vor Maasai Kraals. Die Zivilisation hat uns
wieder.
Am Kraterrand werfen wir einen Blick ins Kraterinnere und schauen mit dem
Fernglas nach Wildtieren und den Flamingos im Kratersee. Die Strasse führt ein
Stück am Kraterrand entlang. Wir sind hier auf über 2000 Meter hoch und es ist
kühl und windig. Durch Regenwald führt die schlechte Strasse auf der anderen
Seite hinab und geht dann in eine neue Teerstrasse über – welche Wohltat nach
der vielen Rüttelei, vor allem für unseren Patienten. Am Ostafrikanischen
Grabenbruch breitet sich vor uns in der Ebene der Lake Manyara aus. Der See ist
zu 90% trocken und eine mehrere Hundert Meter hohe Staubwolke weht vom Seebecken
in die Berge. Wir erreichen die Stadt Arusha und das Hospital. Unser Freund muss
das Bein für mehrere Tage ruhig und hoch lagern und jede Menge Antibiotika
schlucken. In der Dunkelheit suchen wir nach Unterkunft. Leichter Nieselregen
fällt und erschwert die Sicht. Über eine wenig Vertrauen erweckende
Dreckstrasse, in der es von Menschen wimmelt und die von kleinen Verkaufsständen
mit Petroleumlampen gesäumt ist, erreichen wir das Tor eines kleinen Hotels.
Dann trauen wir unseren Augen nicht. Vom dreckigen Slum fahren wir in einen
paradiesischen Garten ein. Wir werden freundlich empfangen, einigen uns über den
Preis und beziehen grosszügige, bequeme Zimmer. Erst am Morgen bei Tageslicht
offenbart der Hotelgarten mit all seinen exotischen Blumen und Pflanzen seine
volle Schönheit. Wir haben mit unserer Hotelwahl einen Glückstreffer gelandet.
Eine Woche lang bleiben wir im Hotel. Nach ein paar Tagen wird noch mal der Arzt
konsultiert, der die Antibiotika Menge hinaufsetzt und mehr Ruhe und leichte
Massagen mit Eis empfiehlt. Wir können nur warten. Joe hat Zeit einige nötige
Reparaturen an den Fahrzeugen vorzunehmen. Wir lesen, schreiben Postkarten an
die Freunde zu Hause und relaxen. Wir vier Gesunden unternehmen einen
Tagesausflug zum nahen Arusha Nationalpark. Wir verbringen einen ganzen
Vormittag im Regenwald am Ngurdoto Krater. Wir bewundern die hohen mit
Würgefeigen umwachsenen Bäume, beobachten Kolobusaffen, grosse Nashornvögel und
ein Ameisenvolk das seine Brut umsiedelt. Im Krater grasen Büffel, Giraffen,
Antilopen und Warzenschweine wühlen im Lehm. Die Ufer der Momelaseen sind rosa
von den vielen Flamingos. Die Wolken am über 4000 Meter hohen Mt. Meru lichten
sich für einen Augenblick und geben den Blick auf den riesigen Vulkankegel frei.
Der Kilimanjaro bleibt leider verhüllt.
Das kranke Bein wird besser. Der Doktor gibt grünes Licht für die Weiterreise.
Aus Zeitmangel müssen wir den Ngorongoro Krater und die Fahrt zum Natronsee
streichen. Wir fahren direkt nach Nairobi/Kenia.
…und wie es
weitergeht erfahren Sie in "Across Africa Tour" Teil 4: Kenia, im
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. Uschi:
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