Allen unseren Ex-Kunden">
Allen unseren Ex-Kunden, Freunden, Bekannten, Familie und Verwandten wünschen wir
eine beschauliche Adventszeit, fröhliche Weihnachtstage und möge das Neue Jahr
euch viel Gutes bringen.
Newsletter
Dezember 2005
(Fotos: Uschi
Kirchner)
*Fossilien
mit einem Alter von 550 Millionen Jahren, *Gariep
(Oranje), der grosse Fluss an Namibias südlicher Grenze,
*Sukkulenten – Wasserspeichernde Pflanzen im
Winterregengebiet, *Zu den Anfängen der
menschlichen Kunst in Afrika
Uralte Fossilien in wilder
Berglandschaft
Ein Bett in der Wildnis
Am Nachmittag fahren Joe und ich weit hinauf in die
Zarisberge, zu einer Stelle die wir besonders lieben. Einige Bergzebras
galoppieren eine steile Schlucht hinab. Ein wenig weiter stehen sieben
Bergzebras hoch oben auf einem Bergkamm und beobachten wie der Landrover
gemächlich die schrägen Hänge empor klettert und langsam steile Bergkuppen
umfährt. Erst als wir nahe unterm Bergsattel ankommen, ergreifen sie plötzlich
die Flucht. Der Blick von hier oben reicht weit. Die Aussicht ist grandios.
Wir finden ein schönes Plätzchen und sitzen
mutterseelenallein und lassen den Wind warm um unsere Körper streichen. Die
Blicke gleiten über die Landschaft und der Geist ruht. Der Tag neigt sich. Der
Schein der untergehenden Sonne taucht die Bergspitzen in rotgoldene Töne. Täler
versinken in tiefen Schatten. Unendlicher Friede liegt über der Umgebung und
erst als es dunkel ist, können wir uns von dem Zauber lösen. Man möchte die Zeit
anhalten um solch unglaubliche Augenblicke festzuhalten. Während wir eine
Kleinigkeit essen, geht der Mond auf und taucht die Bergwelt in ein neues,
anderes Licht.
Wir verlassen die Farm und fahren auf Naturstrassen
durch weites, meist flaches Farmgelände. Überall am Strassenrand blühen gelb die
Akazien und verströmen einen süsslichen Duft. In Maltahöhe tanken wir Diesel und
überprüfen ein beunruhigendes Geräusch im Motorraum. Schnell steht fest, dass
die Wasserpumpe ihren Geist aufgibt. Natürlich ist Sonntag und bei der einzigen
Werkstatt vor Ort bekommen wir die Auskunft, dass es bis zu eine Woche dauern
kann bis eine neue Wasserpumpe aus Windhoek ankommt. Das sind ja tolle
Aussichten! Wir quartieren uns in einem nahe gelegenen Campingplatz ein. Dann
überlegen wir uns wie wir die Sache selber in die Hand nehmen können. Wir führen
einige Telefonate. Die Sache klappt. Morgen früh um 06h00 soll die Wasserpumpe
in Maltahöhe ankommen.
Am Schwarzrand, einem in Nordsüd Richtung verlaufenden
Höhenzug, kennt Joe interessante Felsmalereien. Wir fragen beim Farmer ob wir
die Felszeichnungen, die sich auf seiner Farm befinden, ansehen können und ob
wir auch gleich dort übernachten dürfen. Wir erhalten die Erlaubnis und die
Schlüssel für das Farmtor. Es ist sehr heiss. In einem kleinen Bachbett
erblicken wir eine Akazie, die herrlich blüht und etwas Schatten bietet. Der
Platz ist ideal zum campieren. Am Spätnachmittag machen wir uns zu Fuss an den
Aufstieg zum Schwarzrand. An vielen Stellen treffen wir auf buntscheckiges
Konglomerat. Unter einem Felsüberhang sitzen wir erstmal im Schatten, beobachten
Schwalben und schauen in die Ferne. Dann widmen wir uns den Felszeichnungen.
Mehrere gut erhaltene Elefanten, mit weissen Stosszähnen sind zu sehen sowie
eine Gruppe Geier, die ein Elefantenskelett umkreisen, eine wohl einzigartige
Malerei in Namibia. Wegen der Hitze steigen wir erst
nach Sonnenuntergang ab zu unserem Wildniscamp.
Über einsame Naturstrassen fahren wir weiter zum
Brukkaros Krater, dessen Kegel schon von weiten sichtbar ist. Das letzte Stück
Piste ist kaum zu finden und öfters müssen wir aussteigen um zu Fuss die
schwache Fahrspur im Gelände zu suchen. Dann stossen wir auf die Hauptstrasse,
die von Süden hinauf zum Kraterrand führt. Besonders steile Stücke wurden hier
einmal schlecht betoniert und bröckeln bereits wieder auseinander. Der in
Touristenbroschüren angepriesene Campingplatz der örtlichen Nama Gemeinde ist
verlassen und sieht verwahrlost aus. Abfall liegt herum und der Wassertank ist
leer. Dies war einmal ein gut gemeintes Projekt um für die einheimische
Bevölkerung Arbeitsplätze zu schaffen und ihnen Zugang zu eigenen Einnahmen aus
dem Tourismus zu ermöglichen. Was ist daraus geworden? Warum ist niemand hier
und betreibt den Campingplatz, der eine gute Lage und Struktur aufweist? Die
Landschaft ist herrlich und einsam und so machen Joe und ich uns auf den
felsigen aber gut ausgetretenen Weg in den Krater hinein. Obwohl der Weg am
Nachmittag im Schatten liegt, strahlen die Felsen noch kräftig Wärme aus. Lange
sitzen wir auf einer Felsnase und betrachten die herrliche Umgebung. Wir
entdecken das riesige, wohl uralte Nest des Felsenadlers in einer steilen Wand.
(Felsenadler = Schwarzadler) Eine Klippspringer Familie hüpft von Felsblock zu
Felsblock. Starker Wind kommt auf. Trotzdem entschliessen wir uns am einsamen
Kraterrand zu campieren. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit gleitet ein
Schwarzadlerpärchen durch die Luft, direkt an uns vorbei in den Krater. Es ist
gut zu wissen, dass es für diese seltene Adlerart noch geschützte Brutstätten
gibt.
Wir nützen die Infrastruktur der Stadt Keetmanshoop um
mittags im Restaurant ein grosses Steak zu verspeisen sowie Wasser und
Lebensmittelvorräte zu ergänzen. In Südöstlicher Richtung fahren wir in die
Karasberge. Die Region ist einsam, mit weitläufigem Farmland, auf dem meist
Schafe gehalten werden. Lamm- und Hammelfleisch ist besonders schmackhaft in
dieser Gegend. Oft braten wir abends einige Stücke am Grill. Joe kennt dieses
Gebiet von früheren Reisen und möchte mir einige Sehenswürdigkeiten zeigen, die
jedoch alle auf privatem Farmland liegen. Wir holen vom Farmer die Erlaubnis
dafür ein. Am Nachmittag erklimmen wir einen Hügel auf dem alte Schanzen gut
erhalten, und mehrerer Hundert Meter lang, zu besichtigen sind. Hier ein knapper
Einblick in die Geschichte der Schanzen: "Das Namavolk der Afrikaner lebte um
1790 am Südufer des Oranjefusses. Dort ermordeten sie einen weissen Farmer, der
sie sehr ausgebeutet hatte. Daraufhin wurde vom Kap der Guten Hoffnung eine
Strafexpedition ausgeschickt um die Mörder zu fassen. Dies veranlasste das
Namavolk der Afrikaner über den Oranje zu flüchten und sich in den
unübersichtlichen Karasbergen niederzulassen. Zur Verteidigung gegen die
Strafexpedition wurden dickwandige Schanzen errichtet. Die Strafexpedition
erreichte jedoch niemals diese Schanzen. In späteren Zeiten, nach 1900, wurden
die Schanzen auch von dem Widerstandskämpfer Morenga benutzt". Wir sind
beeindruckt von den Schanzen. Es ist uns ein Rätsel, wie dieses kleinwüchsige
Volk damals ohne technische Hilfsmittel so riesengrosse Steinblöcke bewegen und
aufeinander schichten konnte. Von den Schanzen führt
ein Weg durch einen Felsabbruch hinab zu einer Wasserstelle. Heute brüten hier
Schreiseeadler. Nilgänse, Taucher und andere Wasservögel tummeln sich auf dem
kleinen See und im angrenzenden Riedgras. Auf einer anderen Farm besichtigen wir
besondere Felszeichnungen. Kunstvoll, in einer Felsnische wurde in gelber Farbe
ein grosser Elefant dargestellt. Die Malereien eines Schiffes und von
Dämonengestalten sind sehr ungewöhnlich und in dieser Form nirgends anders in
Afrika zu finden.
Karasburg ist ein unattraktives Städtchen. Wir tanken,
kaufen etwas zum Lunch und fahren sofort weiter. Am Driehoek Damm, machen wir
Pause. Im Schatten eines stattlichen Ebenholzbaumes, Euclea pseudebenus,
verweilen wir während der schlimmsten Mittagshitze. Am Nachmittag verlassen wir
die ausgeschilderten Naturstrassen und fahren auf einer Piste in abseits
gelegene Gebiete. Weite silbern schimmernde Wüstenflächen umrahmt von grandioser
Berglandschaft beherrscht die Szenerie. Es ist unmöglich diese unendlich weite
Landschaft mit der Kamera auf ein Bild zu bannen. Zu Fuss erkunden wir einige
Hügel und mit Binsen bewachsene, salzhaltige Quellen. Wir finden Zebraspuren und
winzige Sukkulenten. Plötzlich kommt ein Fahrzeug mit drei Männern auf uns zu.
Höflich aber bestimmt werden wir in Afrikaans gefragt, was wir hier zu suchen
haben. Die Debatte ergibt, dass dieses Gebiet kürzlich von Amerikanern käuflich
erworben wurde und dass hier in naher Zukunft eine Wüstenforschungsstation
entstehen soll. Somit wäre das Betreten verboten. Eine Strafe zu bezahlen,
lehnen wir vehement ab, da weder ein Zaun noch Schilder auf ein Verbot
hinweisen. Wir erkundigen uns genau wie weit das Gebiet der zukünftigen
Forschungsstation reicht und verabschieden uns. Ob das wohl stimmt, was die uns
erzählt haben oder ob dies nur ein Trick ist um das Gehalt aufzubessern? Wir
wissen es nicht. Jedenfalls sehr schade, denn eine dünne Fahrspur die mitten
durchs "verbotene" Gelände geradewegs in die Berge führt, hatte unser Interesse
geweckt. Wir wollen jedoch nichts riskieren und Ärger vermeiden.
Am Rande des uns ausgewiesenen Gebietes entdecken wir
eine Schlucht, die in die Berge hinein führt und genau darauf fahren wir zu. Auf
steinigem Boden kommen wir nur langsam vorwärts, was aber nichts ausmacht. Wir
haben ja viel Zeit und keinen festen Reiseplan einzuhalten. Am Berghang tritt
eine winzige Quelle aus, die von Zebraspuren umgeben ist. Wir finden ein
windgeschütztes Plätzchen für unser Camp und machen es uns gemütlich. Bei einem
kühlen Bier lassen wir das Auge über die attraktive Landschaft schweifen. Mit
dem Fernglas entdecken wir hoch oben auf einem Berg drei gerade Stangen, die wir
später als seltene Pachypodium Pflanzen identifizieren. Zu diesen Pflanzen
kraxeln wir am folgenden Morgen hinauf. Das Gestein ist locker und das Gelände
sehr steil. Wir müssen jeden Tritt doppelt sichern. Besonders ich, mit meiner
törichten Höhenangst, komme nur mühsam vorwärts. Joe muss sich öfters in Geduld
üben, was er auch tut. Auf halber Höhe stossen wir auf attraktive, knallrote
Aloen mit gelben Blütenrispen, die wir als Aloe gariepensis bestimmen.
Die Aloe steht unter Naturschutz. Endlich kommen wir oben bei den Pachypodium
namaquanum an. Besonders Joe ist ganz aus dem Häuschen, weil er diese, nur
im Süden des Landes vorkommende besondere Art dieser Gattung, die im übrigen
streng geschützt ist und auf der roten Liste steht, noch nie in freier Natur
gesehen hat. Ein Exemplar blüht sogar dunkelrot und wir können unser Glück kaum
fassen. Natürlich wird unser Fund auf Fotos abgelichtet.
Nach einem ausgiebigen Frühstück erkunden wir weiter
die Bergschlucht. Dann entschliessen wir uns die gegenüberliegenden Seite des
Tals, ein altes Gletschertal, zu erkunden. Wir hatten mit dem Fernglas einige
interessante Stellen entdeckt, die wir uns gerne näher ansehen möchten. Wir
fahren hinab ins Revier. Dann geht’s auf glatten, stark mit Sand verwehten
Berghängen lange nach oben. Oft stoppen wir um besonderes Gestein oder Pflanzen
zu betrachten. Dabei entdecken wir eine lustige Hüpfspinne. Der Name ist frei
erfunden, da wir die Spezies nicht identifizieren können. Sie weckte unsere
Begeisterung jedoch mit, für ihre zierliche Erscheinung, ausserordentlichen
Luftsprüngen. Wir erkunden das Gestein eines "roten Berges", einige Gewächse und
Stauden sowie die Ruine eines Farmhauses, einschließlich den Wrackteilen eines
antiquarischen "Farmmobils". Starker Südwind ist aufgekommen und wir haben
grosse Schwierigkeiten ein windstilles Fleckchen für unser Zelt zu finden. In
sämtlichen Einschnitten und hinter jeder Ecke pfeift der Wind. Wir verkrümeln
uns so gut wie möglich hinter einem breiten Stinkbusch, Boscia foetida,
der jedoch nur während der Blütezeit unangenehm duftet. Nur unmittelbar hinter
dem Busch ist es windgeschützt. Trotzdem müssen wir das Zelt mit Heringen,
Schnüren und schweren Steinen sichern, damit es uns nicht samt Inhalt davon
weht. Wir kochen kein grosses Menü und das ungemütliche Wetter treibt uns
frühzeitig ins Zelt, wo wir eine vorwiegend schlaflose Nacht verbringen.
Wir fahren zur Talsenke hinunter und folgen dem
Revierlauf durch eine schmale felsige Schlucht bis zum Oranje, einer der wenigen
Flüsse in Namibia, der permanent Wasser führt und der auch das Meer erreicht.
Die Nama nannten den Fluss Gariep, was Grosser Fluss bedeutet. Die Wasser
entspringen in Lesotho im mächtigen Massiv der Drackensberge. Der Gariep fliesst
weit durch Südafrika und bildet die südliche Grenze von Namibia. Früher war er
ein wirklich grosser, beeindruckender und manchmal auch wilder und Furcht
einflössender Fluss. Heute wird der Flusslauf auf seinem langen Weg so oft
gestaut, dass nur noch wenig Wasser den Ozean erreicht. Wer weiss wie lange er
überhaupt noch ganzjährig Wasser führt. Es ist herrlich so viel grüne
Ufervegetation zu erblicken. Die Wolken haben sich verzogen. Der Himmel ist
wieder blau und die Sonne brennt. Das plätschern von fliessendem Wasser klingt
fremd und entzückend in unseren Ohren. Reiher sitzen auf massigen Steinblöcken
und Nilgänse watscheln am Ufer entlang. Der Oranje Fluss windet sich durch
prächtige Berglandschaft dem Atlantik zu. Das Flussufer ist nicht überall
zugänglich und so sind wir glücklich darüber, als wir ein idyllisches Plätzchen
entdecken. Die Zufahrt ist schwierig und steil und bis wir uns versehen steckt
unser Landrover im tiefen Sand fest. Sch… öne Überraschung! Nun heisst es
erstmal Reifendruck ablassen, viel Sand wegbuddeln, den Wagenheber ansetzten,
hochbocken, Treibholz unter die Reifen packen und nachdem dies bei allen vier
Rädern geschafft ist, langsam aus der Sandrinne raus fahren bis wieder festerer
Boden unter den Reifen ist. Nach so viel Schweiss treibender Arbeit haben wir
ein erfrischendes Bad im Oranje verdient, bevor wir uns auf einer mit grünem
Gras bewachsenen Landzunge ein bequemes Lager einrichten und den Tag ausklingen
lassen. Einen unaufhörlich plätschernder Fluss zu erleben, gehört in Namibia zu
den exotischen Erlebnissen. Deshalb kosten wir die Morgenstimmung voll aus,
frühstücken lange und fahren erst gegen Mittag weiter.
Der Oranjefluss liegt klimatisch im Einflussbereich
des Winterregengebietes, dass heisst, wie schon der Name andeutet, hier regnet
es hauptsächlich im Winter. Wogegen es bei uns im nördlicher gelegenen Windhoek
nur im Sommer regnet. Winter ist in Namibia während der Monate Mai, Juni, Juli
und August. Jetzt im September, also nach der Regenzeit, blüht die sonst
spärlich bewachsene Wüste des Südens an einigen Stellen üppig. Wir treffen auf
wahre Blumenfelder, wovon viele Sukkulenten sind, dass heisst, die Pflanzen sind
den Wüstenverhältnissen angepasst indem sie Feuchtigkeit speichern, entweder in
den Blättern oder im Stängel um die Trockenperioden überleben zu können. Durch
wilde Bergschluchten verlassen wir den Oranje Fluss und erreichen Rosh Pinar.
Der Ort ist hauptsächlich Mine und Versorgungsstation und Wohnort für die
Arbeiter und Angestellten der neuen riesigen Skorpion Mine. Wir tanken, lassen
zwei Reifen flicken, essen Lunch und verschwinden schnell wieder.
Unser nächstes Ziel sind die Hunsberge – ein
touristisch unbekanntes, sehr einsames und unerschlossenes Gebiet, jedoch
landschaftlich wunderschön. Wieder müssen wir uns bei einem Farmer die Erlaubnis
holen, um auf seinem Farmgebiet wandern und campieren zu dürfen. Auf
Dolomitfelsplatten finden wir alte Gravuren, darunter Kreise, Ringe und
unidentifizierbare Zeichen. Die Schluchten sehen wild und zerklüftet aus und
eine Vielzahl bizarr aussehende Köcherbäume zieren die Landschaft. Die Berghänge
sind mit Euphorbia und kleinen Aloen bewachsen. Im Schutz einer Buschgruppe,
richten wir unser Camp für mehrere Tage ein. Es weht ein eiskalter stürmischer
Wind und Wolken ziehen von Süden auf. Joe sagt, es würde ihn nicht wundern, wenn
es während der Nacht schneit. Ich gucke ihn zweifelnd an "Schnee in Namibia?",
Jedoch die Südafrikanischen Schneefallgebiete liegen Luftlinie nicht allzu weit
entfernt. Ein dampfender Teller Suppe wärmt uns innerlich. Früh am Morgen ist es
klirrend kalt. Das sind die Namibischen Eisheiligen, klärt Joe mich auf. Wir
unternehmen eine Wanderung in den Canyon mit herrlichen Felsformationen. Joe
zeigt mir Felszeichnungen. Oft sind ausser Tieren ganze Reihen mit roten
Handabdrücken abgebildet. Die Felsplatten bei einer kleinen Quelle sind voll mit
Felsgravuren, älteren und neueren Datums. Auch Graffiti-Künstler haben sich
verewigt. Wir erreichen die Apollo 11 Grotte. Hier haben archäologische
Grabungen die älteste Kunst in Afrika zutage gebracht. Die bemalten, auf
siebenundzwanzig Tausend Jahre alt datierten, Fundstücke liegen in Windhoek im
Museum. Die Kälte hält an. Tagsüber sind die Temperaturen jedoch angenehm um
ausgedehnte Wanderungen zu unternehmen. Wir sehen Klippspringer, Paviane,
Felsenadler und eine dunkle Schlankmanguste. Obwohl wir immer auf ausgetretenen
Zebrapfaden wandern, sichten wir kein einziges Zebra. Wir finden einige alte
Wohnstätten aus Klippen (Steinen) gepackt. Das abendliche Lagerfeuer genügt
nicht um uns zu wärmen und wir kriechen früh in die mollig warmen
Daunenschlafsäcke.
Beim verlassen der Farm sehen wir Rüppeltrappen und
Kudus. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und immer noch weht ein kühler
Wind. In Bethanien besichtigen wir das Schmelenhaus, ein uraltes von einem
Missionar erbautes Häuschen. Joe und seine Kinder waren 1986 aktiv daran
beteiligt, zusammen mit einigen motivierten Pfadfindern aus Windhoek, das
historische Haus zu renovieren und vor dem endgültigen Verfall zu retten. Im
Konkiep Camp sind wir die einzigen Gäste und wir nützen die Küche um uns eine
ordentliche Portion Rösti zu braten.
Dann geht’s weiter in die Tirasberge. Auf einer
Gästefarm besuchen wir Felsgravuren und geniessen überwältigende Landschaft.
Eine über Hundert Jahre alte Ochsenwagenspur, führt zu einer Wasserstelle und
ist heute noch sichtbar. In Aus besichtigen wir die Überreste vom
Internierungslager, wo die Mannschaften der Schutztruppe von 1915 bis 1918
gefangen gehalten wurden. In der einzigen Werkstatt von Aus lassen wir unsere
Reifen flicken. Telefonisch bemühen wir uns darum Zutritt zu einer privaten Farm
in der Nähe zu erhalten. Durch seine Kontakte zu Wissenschaftlern weiss Joe von
Fossilienfunden und Felsgravuren und wünscht sich seit Jahren diese zu
besichtigen. Die Farmerin, hat viel Arbeit und ist anfänglich nicht von unserem
Erscheinen begeistert, erklärt sich jedoch schlussendlich mit unserem Besuch
einverstanden und wir dürfen kommen. Das Farmhaus liegt hoch oben und abgelegen
in den Bergen. Aus einem Tag werden schliesslich drei Tage, die wir damit
verbringen hochinteressante, 850 Millionen Jahre alte Ediacara Fossilien zu
besichtigen. Stundenlang wandern wir durchs Gelände um exzellent erhaltene
Felsgravuren von Nashörnern, Oryx, Zebras, Raubkatzen, von tanzenden Menschen
und schwer zu deutende Umrisse und Zeichen aufzuspüren. Wir sehen
Felszeichnungen, Klangsteine sowie alte Ruinen der Schutztruppe und erleben
echte Namibische Gastfreundschaft. Wir sind tief beeindruckt von dem was wir
sehen durften.
Noch einmal fahren wir durch die Tirasberge, die uns
mit roten Sanddünen und Granitkolossen empfangen. Die Weite und Schönheit der
Landschaft sind beeindruckend. Strausse und Oryxantilopen leben auf den Flächen
am Fusse der Dünenberge. Wir sehen uns einige Touristen- und Gästefarmen an. Die
Unterschiede sind enorm. Da gibt es die typische alt-namibische Gästefarm, wo
warmherzige Gastlichkeit Trumpf ist. Es wird keine Mühe gescheut damit der Gast
sich wohl fühlt. Mit Stolz teilen informierte Farmer/innen ihr Wissen über ihr
Land mit ihren Besuchern und lassen sie die Naturwunder der Namib verstehen und
daran teilhaben. Man kommt als Fremder und geht als Freund. Bei anderen
Gästefarmen schleicht sich das Gefühl ein, dass mit unsinnigem Luxus überhöhte
Preise gerechtfertigt werden wobei die behagliche Atmosphäre trotz gigantischer
Landschaft auf der Strecke bleibt. Es werden in chic rustikalen Chalets die
tollsten Badezimmerlandschaften eingebaut obwohl das Wasser rar ist und aus über
Hundert Metern Tiefe heraufbefördert werden muss. Dabei wird nicht
berücksichtigt, dass uralte prächtige Kameldornbäume aufgrund des sinkenden
Wasserspiegels verdorren. Diese Bäume haben es über Jahrtausende geschafft mit
dem wenigen was die Wüste freigibt zu überleben. Jetzt müssen sie sterben und
dies ist nur ein einziges Beispiel.
Abschluss unserer Reise war die Teilnahme am
Altschülertreffen der Deutschen Schule Lüderitzbucht. Joe wurde in Lüderitz
geboren und ging dort von 1947 bis 1956 zur Schule. Die Organisatoren hatten die
gesamte Ferienanlage am Hardap Dam für die dreitägige Zusammenkunft gemietet.
Über zweihundert Teilnehmer sind aus ganz Namibia, Südafrika, ja sogar aus
verschiedenen Ländern in Europa angereist um ihre alten Schulkameraden und
Lehrer zu treffen. Bei Grillfleisch und Bier wurden Anekdoten aus der guten
alten Schulzeit erzählt. Alte Fotos und Filme sorgten für Gelächter und
fröhliche Unterhaltung. Ein Schwimmwettkampf im alten Schulstil stachelte den
Ergeiz der Mannschaften an und war für alle eine morts Gaudi mit anschliessender
Siegerehrung. Zwischendurch liessen wir Joes Gummiboot zu Wasser. Eine
Schulklasse mit schwarzen Kindern interessierte sich begeistert dafür wie das
Boot aufgepumpt wurde. Alle wollten mithelfen. Als Belohnung dafür, durften die
32 Schüler und ihre Lehrer in kleine Gruppen eingeteilt mit Joe eine Runde mit
dem Boot auf dem Dam drehen. Das war ein riesen Spektakel und ein tolles
Erlebnis für die Kinder. Wie ich vom Lehrer erfuhr, haben einige der Schüler zum
ersten mal im Leben einen See mit so viel Wasser gesehen. Anschliessend fuhren
wir selber mit dem Gummiboot auf dem Hardapdam und beobachteten Wasservögel und
genossen den herrlich sonnigen Tag.
Joe und ich werden die Feiertage in Johannesburg
verbringen und im Neuen Jahr nach Windhoek zurückkehren. Ausserdem ist bei mir
für Januar oder Februar 2006 eine Reise nach Deutschland und in die Schweiz
geplant. Ich hoffe das klappt und ich kann einige von Ihnen/Euch treffen.
Wir freuen uns immer sehr darüber von Ihnen/Euch zu
hören und ganz besonders, dass unsere Reiseberichte in vielen von Euch wertvolle
Ferienerinnerungen wachrufen. Hoffentlich können wir möglichst viele von
Ihnen/Euch bald auf Safari, hier bei uns im südlichen Afrika, begrüssen und
betreuen.
Uschi Kirchner & Joe Walter
Richten Sie E-Mail Anfragen bitte an:
info@safarisuk.ch |