November/Dezember 2006 Newsletter
BOTSWANA Wildtierbeobachtung
Ein Reisebericht von Uschi Kirchner & Joe Walter

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November/Dezember 2006 Newsletter
BOTSWANA Wildtierbeobachtung
Ein Reisebericht von Uschi Kirchner & Joe Walter

Maun, das Tor zum Okavango Delta

Auf der südlichen Erdhalbkugel beginnen die Sommermonate und bescheren unerträgliche Hitzegrade. Von Windhoek fahren wir 900 Kilometer gen Osten durch die Kalahari. Ab Ghanzi ziehen dunkle Gewitterwolken in Fahrtrichtung voraus. Gegen Abend, kurz vor Maun ist die Asphaltstrasse nass und der unverkennbare Geruch, der nach frischen Regenfällen in der Luft liegt, steigt in unsere Nasen. Die Wolken ziehen jedoch schnell in östlicher Richtung davon.
Die Safari beginnt erst am folgenden Tag, deshalb nutzen Joe und ich die Gelegenheit einem langjährigen Freund und Safarikollegen einen Besuch abzustatten. Auf dessen Grundstück außerhalb von Maun verbringen wir eine Nacht inmitten wilder Natur und haben Gelegenheit dem Ruf einheimischer Nachtvögel zu lauschen.
Am Vormittag in Maun besorgen wir Fleisch sowie frisches Obst und Gemüse für den Aufenthalt in den Wildparks. Mittags kommt unser Safarigast mit dem Flugzeug an. Vor längerer Zeit hatte ich Markus, anlässlich seines siebzigsten Geburtstages versprochen, dass ich ihm die Wildparks von Botswana auf einer Zeltsafari zeigen werde. Dieser Wildnisaufenthalt war sein sehnlicher Wunsch. Zur Teilnehme an einer so abenteuerlichen Tour vermochte er dennoch keinen seiner Freunde überzeugen. Sein Entschluss stand jedoch fest: "Wenn niemand mitkommt fahre ich alleine nach Botswana“, teilte er mir eines Tages mit. So fahren wir nun los, lassen die letzten Häuser und traditionellen Hütten hinter uns und passieren den Veterinärzaun, der das Gebiet für die domestizierte Tierhaltung vom Reservat für die Wildtiere trennt. Schon sichten wir die ersten Schwarzfersenantilopen (Impala). Einige Giraffen angeln mit ihren langen, dunklen Zungen feine Blättchen von Akazienbüschen. Etliche Kilometer vor dem Parkeingang fahren wir den einzigen Campingplatz an und stellen unsere Zelte auf. Es gibt kaum Schatten, die Hitze ist unerträglich und die Wasserpumpe kaputt. Gut, ist unser Land Rover mit einem Wassertank ausgestattet, so haben wir wenigstens für Tee und die Zubereitung des Abendessens genügend Wasser dabei. Auf eine genüssliche Dusche müssen wir allerdings heute verzichten.

Tierbeobachtung im Moremi Wildreservat

In den ersten kühleren Morgenstunden brechen wir auf. Nach kurzer Fahrt sichten wir im Schatten eines Busches ein prächtiges Löwenmännchen. Im Park, wählen wir die längere, dafür landschaftlich schönere Fahrstrecke zu unserem Campingplatz im Moremi Wildreservat. Dies zahlt sich sogleich aus, denn im nahen Mopanewald stoßen wir auf eine Gruppe Wildhunde, ein Highlight der Wildtierbeobachtung. Auf offenen Savannen entdecken wir Burchel Zebras, Gnus und Tsessebe, die zu den Kuhantilopen gehören. Die Piste ist unwegsam und die zweite Holzbrücke finden wir stark beschädigt vor. Die nahe Lagune führt reichlich Wasser, deshalb müssen wir die Furt vorsichtig und langsam durchfahren. Der Untergrund ist sandig und alles geht gut. Die Vegetation beherrschen kräftige Wurstbäume deren hellgrünes Laubwerk sich vernehmlich von den anderen Bäumen abhebt. Eine Elefantenherde zieht vor uns durch den Busch und lässt sich lange beobachten. In einigen flachen Lehmpfannen steht Wasser und wir können Nilgänse, Waffenkiebitze, Hammerkopfstörche sowie Flusspferde betrachten. Im Matsch eines Tümpels rastet eine kräftige Hyäne und streckt bei unserem Erscheinen die Nase etwas in die Höhe. Beim Busch nebenan verweilt das etwas kleinere Hyänenmännchen in der prallen Sonne. Aus Forschungsstudien haben wir erfahren, dass sich die Männchen geduldig und ausdauernd in der Nähe von Hyänenweibchen aufhalten um so langfristige gute Beziehungen aufzubauen und um eines Tages eventuell als Paarungspartner vom Weibchen akzeptiert zu werden.

Die dritte Holzbrücke finden wir instand, was gut ist, sonst müssten wir einen Umweg von knapp 100 Kilometern fahren um unser Ziel zu erreichen. Das Wasser fließt schnell und klar unter der Knüppelbrücke hindurch. Wir füllen unsere Trinkwasserbehälter auf und fotografieren die üppig grünen, hohen Papyrus Stauden.
Wir erreichen unseren Campingplatz, den wir schon vor vielen Monaten gebucht haben und ebenso lange im Voraus bezahlen mussten. Unser Platz ist besetzt. Die Gruppe erklärt uns, dass ihr gebuchter Platz ebenso besetzt ist und der Platz der anderen Gruppe ebenso, usw., usw. Von der staatlichen Behörde ist niemand vor Ort und so bleibt uns keine Wahl als die vier Kilometer zum Wildlife Büro zu fahren und um Klärung der Situation zu bitten. Die Beamten sind freundlich aber ebenso halbherzig wie interesselos wird ein halbwegs akzeptabler Kompromiss beschlossen. Gut haben wir uns das gleich schriftlich bestätigen lassen und konnten deshalb während der kommenden Tage noch so manchen Ärger wegen der Platzbelegung abwenden.
Wir richten unser Camp für vier volle Tage ein und unternehmen frühmorgens und nachmittags Pirschfahrten in der landschaftlich liebreizenden Lagunenlandschaft am Rande des Okavango Deltas. Die extrem heiße Mittagszeit verbringen wir im Camp. Joe bewacht das Camp wenn wir unterwegs sind, damit die Paviane keine Gelegenheit finden unsere Ausrüstung zu verwüsten. Oft bekommt er Besuch von einem Elefantenbullen, dessen Lieblingsroute mitten durch die Camps führt. Viele Vögel suchen nach Krümeln am Boden und versuchen etwas vom Esstisch zu stibitzen. Baumhörnchen finden Schatten unterm Fahrzeug. Nachts hört man oft die aufgeregten Rufe von unerfahrenen Campern die ihre Kühlboxen nicht ordentlich versorgt haben und deshalb von Hyänen massiv belästigt werden.
Auf unseren Ausfahrten beobachten wir Reiher, Störche, Kraniche sowie Wasserböcke, Lechwe Sumpfantilopen, Giraffen und immer wieder Elefanten. Im Wald finden wir Stellen mit blühenden Feuerball Lilien (Scadoxus multiflorus) die knallrot im Unterholz leuchten, eine Folge der vorangegangenen Regenfälle. Flusspferde grunzen in den Lagunen. Bei unserem Erscheinen tauchen sie ab um kurz darauf wieder aufzutauchen und neugierig näher zu schwimmen. Sie wackeln mit den Ohren und blasen sprühende Wasserfontänen aus ihren Nüstern und schwupp verschwinden sie wieder unter der Wasseroberfläche. Krokodile liegen sonnenbadend am Rande der Tümpel. Blatthühnchen und Rallen balancieren mit ihren großen Zehen auf Wasserlilienblättern und suchen nach Insektenbeute.
Ein Baum voller Paviane lässt uns verweilen um uns an den unermüdlichen Spielen der Kleinen und den Auseinandersetzungen der Erwachsenen zu amüsieren. Interessiert beobachten wir wie eine prächtige Leopardenschildkröte (Foto) durchs Gras streift und im nahen Wald verschwindet. In einigen toten Bäumen entdecken wir wilde Orchideen. Die kleinen gelben Blüten leuchten gegen den tiefblauen Himmel.
Eine Fahrt mit dem Boot hinaus in die Kanäle und auf die Lagunen des Okavango Deltas, mit einem farbintensiven Sonnenuntergang, ist einer der Höhepunkte der Safari. An unserem letzten Tag im Gebiet um Xakanaxa können wir dann auch noch eine Büffelherde beim ausgiebigen Matschbad beobachten.


Fotos: Feuerball Lilien, ein Baum voll Paviane, Nimmersattstorch und Ellipsen Wasserböcke in Moremi

Campverschiebung am Khwai Fluss entlang

Wir stehen früh auf um unser komfortables Camp abzubrechen und zu verladen. Nach wenigen Kilometern Fahrt werden wir auf eine große Schlange aufmerksam. Eine attraktiv gemusterte Python windet sich durchs Gras und sucht Schutz im Geäst eines nahe stehenden Busches. Je mehr wir uns dem Moremi Parkausgang nähern, desto nasser wird die Gegend. Oft haben sich Lagunen soweit ausgebreitet, dass die Fahrspur überschwemmt ist und wir Umwege durch den Mopanewald fahren müssen. Lechwes und einzelne Riedböcke können unterwegs beobachtet werden, sowie Kudus und Zebras. Über eine lange Knüppelbrücke, die über den Khwai Fluss führt, verlassen wir das Moremi Wildreservat. Der Ort Khwai ist nicht sonderlich attraktiv. Die lokale Bevölkerung schneidet und verkauft Riedgras, welches von den Lodges zum Decken der Dächer benötigt wird. Sonst gibt es nur bescheidene Läden mit einem spärlichen Lebensmittelangebot. Die Hitze ist so gross, dass kaum jemand zu sehen ist. Sogar die mageren Dorfköter liegen apathisch im dürftigen Schatten der Hütten. Einige Kilometer außerhalb des Dorfes führt die Piste am Ufer des Khwai Flusses entlang. Wie ein grünes Band zieht sich die Wasserader durch die trockene Landschaft. Wir beobachten Flusspferde und einen Sattelstorch als eine Elefantenherde am Flussufer auftaucht. Die Leitkuh sichert unruhig nach allen Seiten bevor die Tiere am Fluss trinken. Die ganz kleinen Elefanten verstecken sich unter den Bäuchen ihrer Mütter und Tanten während die Halbwüchsigen frech im Schlamm wühlen und geschäftig hin und her laufen.
Die unwegsame Piste führt durch dichtes Combretum Gestrüpp und man muss höllisch aufpassen, dass man keine Äste überfährt, denn die starken Dornen bohren sich schnell in die Reifen. Plötzlich trompetet direkt neben dem Auto ein Elefant. Der Bulle war völlig von einem Busch verdeckt und fühlt sich gestört. Nun stellt er die Ohren auf, doch als wir stoppen zögert er lange bevor er sich endlich rückwärts bewegt. Ein Stück weiter baden zwei Elefantenbullen, sie bespritzen sich mit Wasser und Matsch, überqueren dann den Fluss und verschwinden im Wald. Wir verlassen den Khwai Fluss und müssen eine mehrere Kilometer lange Düne überqueren. Der Sand ist tief, heiß und weich. Wir schalten in einen niederen Gang und unser Land Rover zieht stark und zuverlässig den voll beladenen Anhänger durch die schwierigen Passagen. Wir sind froh darüber, denn bei dieser Affenhitze möchte niemand Fahrzeug und Trailer aus dem Sand freischaufeln. Tiefe Grabspuren auf der Piste zeugen davon, dass es einigen anderen Reisenden weniger gut gelungen sein muss die Düne zu queren.

Massenhaft durstige Elefanten in Savuti

Wir erreichen die Mababe Ebene. Hier hat vor einigen Wochen ein mächtiges Feldfeuer gewütet und so weit das Auge reicht ist alles verbrannt. Erstes frisches Grün sprießt aus den schwarzen Brandflecken hervor und eigentlich sieht die Fläche schon wieder ganz attraktiv aus. Auch der Mopanewald hat teils frisch ausgeschlagen und rotgrün leuchten die jungen glänzenden Blätter in der Mittagssonne. Savuti empfängt uns mit immenser Hitze, jedoch bieten die Büsche um unseren Campingplatz einigen Schatten. Zusätzlich spannen wir ein paar Sonnensegel, sodass wir die schlimmste Zeit des Tages im Schatten verbringen können. Am Himmel zeigt sich kein einziges Wölkchen, welches nur ein wenig Regen und Abkühlung versprechen könnte. Im Camp tauchen häufig Elefantenbullen auf und suchen nach Wasser. Die Dickhäuter kommen lautlos und stehen unerwartet nahe bei den Zelten. Besonders aufpassen muss man wenn man Wasser holt oder zu den sanitären Anlagen unterwegs ist. Auch nachts stehen die Elefanten oft lange zwischen den Zelten und so manchem abenteuerlustigen Safarigast wäre es lieber die grauen Riesen würden verschwinden. Bei uns gab es ebenfalls einige schlaflose Stunden, denn ein großer Bulle berührte in einem engen Durchgang ein wenig die Zeltschnur und unser Gast dachte schon, nun ist es soweit, der zieht mir das Zelt überm Kopf weg. Doch irgendwann trottete auch dieser Elefant friedlich seines Weges.
Die Pirschfahrten führten uns in erster Linie zu den künstlichen Wasserstellen im sonst knochentrockenen Savuti Gebiet. Dort konnten wir viele Stunden lang Elefanten beim Saufen, beim Matschbad und beim Kommen und Gegen beobachten. Es gab so manches unsanftes Gerangel um die besten Plätze am Wassereinlass. Im dichten Gebüsch bewachte ein Löwenrudel einen Elefantenriss. Unzählige Geier hatten sich auf den umliegenden Bäumen niedergelassen. Mit dem Fernglas konnten wir beobachten wie die Löwen abwechselnd gefräßige Geier und Beute stibitzende Schakale verscheuchten. Irgendwann gaben die voll gefressenen Löwen auf, verließen den Riss und schritten einer nach dem anderen in den Schatten einer anderen Buschgruppe. Wir konnten die Tiere gut dabei beobachten und fotografieren. Nachts kamen wir in den Genuss von unentwegtem Löwengebrüll in unmittelbarer Nähe.
Die Savuti Marsch flimmerte in der Hitze. Einige Strausse erschienen riesenhaft in einer Luftspiegelung. Kleine Gruppen von Impalas und Gnus suchten Schatten unter Büschen. Giraffen standen unter Kameldornakazien mit ausladenden Baumkronen. Gegen Abend besuchten wir noch einmal die Wasserstelle und beobachteten unzählige Elefanten beim trinken vor der Kulisse der rot untergehenden Sonne.

Am Chobe Fluss

Die lange tiefsandige Fahrt von Savuti zum Chobe Fluss verläuft reibungslos obgleich vor uns ein Auto mit breiterem Reifenabstand die Spur total zerfahren hat. Stellenweise kommt man ins schlingern und muss mit viel Fingerspitzengefühl das Fahrzeug mit dem schweren Anhänger durch unlenksame Passagen steuern. Wir kommen ohne stecken zu bleiben durch. Der Mopanebusch leuchtete im frischen Grün und auch die Affenbrotbäume sind dicht belaubt und einige werfen gerade ihre weißen sehr attraktiven Blüten ab. Unterwegs läuft ein Strauss mit drei noch sehr kleinen Küken eine zeitlang in der Fahrspur vor uns her. Am Ufer des Chobe können wir Wasserböcke, reichlich Zebras, Warzenschweine und Antilopen beobachten. Einheimische Fischer gleiten mit ihren Einbäumen hinaus aufs Wasser um ihre Netze auszulegen. Gewaltige, dunkelgrün belaubte Mahagonibäume bieten uns Schatten für eine ausgiebige und angenehme Mittagsrast. Monströse Gewitterwolken ziehen auf und stehen drohend am Himmel. Ein guter Grund unser Camp ganz besonders Regenfest zu errichten. Die extra Mühe wird jedoch nur mit ein paar kümmerlichen Tropfen belohnt. Am Horizont zucken Blitze und Richtung Caprivi und Zambia gehen heftige lokale Schauer nieder. Der Abend ist schwül und heiß.
Joe geht voraus auf dem Trampelpfad zur Dusche oberhalb vom Campingplatz. Er leuchtet mit einer starken Lampe um in der Dunkelheit nach Büffeln, Elefanten und Löwen Ausschau zu halten, die häufig durchs Camp zum Wasser hinunter ziehen. Unerwartet und blitzschnell springt Joe zur Seite. Ich bleibe abrupt stehen. "Schlange“, frage ich. Joe richtet die Lampe auf den Boden und dort liegt eine Puffotter bereit zum zubeißen. Im unteren Rand des Lichtscheines hatte Joe sie gerade noch erkannt oder wohl eher erahnt. Hätte er den Fuß aufgesetzt hätte die Giftschlange wahrscheinlich zugebissen. Joe trug seine Duschsandalen, denn er hatte die knöchelhohen Stiefel zuvor im Camp ausgezogen. Für uns eine Erinnerung, dass man in der Wildnis keine Sekunde unwachsam sein darf und auch für kurze Strecken geeignetes Schuhwerk tragen muss. Puffottern sind schöne und nützliche Tiere, jedoch in Campnähe eher unerwünscht und von manchen Menschen auch nicht geduldet.
Die Nacht bringt keinen Regen und am folgenden Morgen ist der Himmel blau und klar. Die Safari geht zu Ende. Am Ufer des Chobe Fluss entlang führt unsere Fahrt nach Kasane. Unterwegs finden wir einen Elefantenriss um den sich Geier und Marabus zanken. Weit draußen auf der Überschwemmungsfläche rastet eine Herde Büffel. Am Ufer entdecken wir Rappenantilopen beim trinken. Unser Begleiter muss zurück in die Zivilisation, zwei Tage Victoria Falls in Zimbabwe und weitere zwei Tage nach Livingstone in Zambia. Beide Touristenziele bieten komfortable Hotelunterkünfte und vielfältige lohnenswerte Ausflüge sowie einen guten Übergang vom ungewohnten und rustikalen Safarileben zu den häuslichen Annehmlichkeiten in der Heimat.

Uschi Kirchner & Joe Walter
E-Mail:
uschi@safarisuk.ch
E-Mail jwalter@iafrica.com.na